9-Euro-Ticket gilt bald nicht mehr: Was RMV, VDV & ProBahn wollen

Dienstag, 30.08.2022
HESSEN / DEUTSCHLAND - In diesen Tagen läuft die 9-Euro-Ticket-Aktion aus, die drei Monate lang im gesamten deutschen Öffentlichen Nahverkehr galt. Politik und Wirtschaft diskutieren über eine Anschlussregelung, doch bis jetzt ist noch nichts entschieden. Die Redaktion hat beim Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) nachgefragt, wie dessen bisherige Bilanz ausfällt. Stellungnahmen gibt es zudem vom Branchenverband VDV und von Pro Bahn.
Der RMV verweist auf Anfrage auf eine entsprechende Pressemitteilung vom 19. August: "Das 9-Euro-Ticket gehört zu den am heißesten diskutierten Themen des Sommers 2022. Allein dadurch, dass der ÖPNV und seine Potenziale bei Politik und Bevölkerung im Gespräch sind, war das 9-Euro-Ticket ein großer Erfolg", so RMV-Geschäftsführer Professor Knut Ringat.
Neben mehr als einer Million Zeitkarten-Kunden, deren Fahrkarte automatisch zum 9-Euro-Ticket wurde, wurden in der dreimonatigen Gültigkeitsdauer 2,3 Millionen 9-Euro-Tickets im RMV verkauft. Die während Corona zeitweise auf rund 30 Prozent des üblichen Niveaus zurückgegangene Fahrgastnachfrage erreichte im Sommer wieder Vor-Corona-Niveau, im Durchschnitt also wieder etwa 2,5 Millionen Fahrgäste täglich. Und das, obwohl durch mobiles Arbeiten weiterhin viele Pendlerwege entfallen. Marktforschungen ergaben, dass rund 30 Prozent der Fahrten durch Neukunden erfolgten.
Rückerstattungen bis Mitte September
Wie der RMV am Montag weiter mitteilte und KINZIG.NEWS berichtete, können RMV-Jahreskarten-Inhaber noch bis zum 15. September ohne Abonnement das Erstattungsportal auf rmv.de nutzen. RMV-Jahreskarten-Inhaber zahlten für die Monate Juni, Juli und August 2022 nur neun Euro. Alle, die eine Jahreskarte ohne Abonnement als Chipkarte besitzen, können die Erstattung der Differenz zwischen 9-Euro-Ticket und dem üblichen Preis über die RMV-Erstattungsplattform beantragen. Mit nur wenigen Angaben ist der Antrag innerhalb kurzer Zeit gestellt.
Laut dem Branchenverband VDV wurden seit dem Verkaufsstart Ende Mai bis heute bundesweit kumuliert etwa 38 Millionen 9-Euro-Tickets verkauft. Hinzu kommen die jeweils etwa zehn Millionen Abonnentinnen und Abonnenten, die monatlich das vergünstigte Ticket automatisch erhalten.
VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff: "Die aktuellen Zahlen bestätigen nach wie vor unsere Prognose von monatlich etwa 30 Millionen 9-Euro-Tickets. Die Mehrheit der Fahrgäste nutzt das 9-Euro-Ticket nicht für Ausflugs- oder Urlaubsfahrten, sondern im Alltag."

9-Euro-Ticket gilt bald nicht mehr: Was RMV, VDV & ProBahn wollen
In diesen Tagen läuft die 9-Euro-Ticket-Aktion aus, die drei Monate lang im gesamten deutschen Öffentlichen Nahverkehr galt.
Breite Medienresonanz
Der Fahrgastverband Pro Bahn hatte vor Kurzem eine nahtlose Anschlusslösung an das 9-Euro-Ticket gefordert. Diese sollte, kontinuierlich wissenschaftlich begleitet, zu einem deutschen Klimaticket weiterentwickelt werden. Gleichzeitig müsse die gesamte Tariflandschaft in Deutschland bereinigt und vereinfacht werden. Infrastrukturausbau und Verkehrsbestellung dürften nicht beschnitten, sondern müssten – insbesondere im ländlichen Raum – ausgebaut werden.
Wörtlich heißt es: "Das 9-Euro-Ticket hat dem öffentlichen Verkehr breite Medienresonanz gebracht und die Stärken von Bahn und Bus aufgezeigt. Allerdings hat es auch die Grenzen und Schwächen des jetzigen Systems demonstriert. Daher braucht es zur Fortführung des Erfolges Schritte in Richtung eines deutschlandweiten Klimatickets für alle öffentlichen Verkehrsmittel, inklusive Fernverkehr und Fähren, verbunden mit dem Ausbau der Infrastruktur und der Verbesserung des Angebotes dort, wo bisher die Frequenzen nicht ausreichend sind." (bl)
Dieser Artikel ist in einer anderen Version zuerst bei OSTHESSEN|NEWS erschienen.