Bewegender Insta-Post des Bürgermeisters

Bad Soden-Salmünster: Stolpersteinverlegung für ermordete Juden

Bad Soden-Salmünster: Stolpersteinverlegung für ermordete Juden - Fotos: Screenshots Instagram / Dominik Brasch


Montag, 19.09.2022

BAD SODEN-SALMÜNSTER - „Ihnen allen errichte ich in […] meinen Mauern ein Denkmal […]: Einen ewigen Namen gebe ich ihnen, der niemals ausgetilgt wird. (Jes 56, 5)

Bewegender Instagram-Post von Bad Soden-Salmünsters Bürgermeister Dominik Brasch anlässlich der zweiten Stolpersteinverlegung für ermordete Juden im Bad Soden-Salmünsterer Stadtteil Salmünster:

Auf Initiative des Ensemble feel-X e.V. erfolgte am Mittwoch die zweite Stolpersteinverlegung in der Salmünsterer Altstadt. Unter der Beteiligung zahlreicher Gäste aus unserer Stadt sowie dem Kreisgebiet, der jüdischen Gemeinde in Hanau (Herrn Nico Deeg sowie Rabbiner Wurmser), mehrerer Schülerinnen und Schüler der Henry-Harnischfeger-Schule (mit ihren Lehrerinnen Frau Czech und Frau Koch) und der musikalischen Begleitung von Elmar Egold wurde einmal mehr in einem würdigen Rahmen der Salmünsterer Opfer der Judenverfolgung gedacht.

Brasch: "Die Verlegung hat die Beteiligten erneut sehr berührt und aufgerüttelt. Unter anderem nahmen auch Nachfahren der 1943 in Ausschwitz getöteten Karoline „Lina“ Dressel an der Verlegung teil."

Erinnerung wach halten 

Dieser persönliche Bezug werde zunehmend weniger, denn wir erlebten gerade einen Perspektivenwechsel, auch aufgrund des Generationenwechsels. Ex-Polizist Brasch: "Wir wissen, dass die Zahl der überlebenden Augenzeugen jedes Jahr kleiner wird. Für jüngere Generationen rücken der Krieg und der Holocaust immer weiter in die Ferne. Man kann sich nicht vorstellen, dass es sich wiederholen könnte, und so lässt die Wachsamkeit nach. Umso mehr muss es unsere Aufgabe sein, dass wir die Erinnerung wachhalten. Dies gilt umso mehr in einer Zeit, in erneut Krieg in Europa herrscht, in der Antisemitismus, Rassendiskriminierung und Verunglimpfung Andersdenkender sowie anderer Lebenskonzepte wieder alltäglich zu werden scheinen."

Brasch: "Es waren nicht einige wenige Kriegsverbrecher"

Der Bürgermeister weiter: "Auch aufgrund von Ereignissen, die wir alle in der Krisen-gebeutelten Zeit beobachten können, ist es wichtig, dass wir uns heute einmal mehr ins Bewusstsein rufen, welchen Einfluss das nationalsozialistische Regime auf alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens hatte und welche Folgen dieser Zeit bis heute spürbar nachwirken.

Durch ihre perfide und todbringende Ideologie aus Propaganda, Hass und Hetze und durch gezielte sowie tief in der damaligen Gesellschaft verankerte Desinformation, wurden systematisch große Gruppen unserer Bevölkerung entmenschlicht.

Wir wollen als Stadt Bad Soden-Salmünster alles tun, um unserer Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft, den Opfern und den Hinterbliebenen gerecht zu werden.

Es waren nicht einige wenige Kriegsverbrecher, die diese dunkelste Zeit unserer Geschichte allein zu verantworten haben. Es war die Mehrheit der Bevölkerung, die diese Ideologie und ihre mörderische Umsetzung geduldet und auch mitgetragen und teilweise eigenen Vorteil davon hatte."

Entschlossenes Entgegenwirken ist Pflicht

Hier entschlossen entgegenzuwirken, sei unser aller Pflicht und heute wie gestern unverzichtbar. Offenem wie auch verdecktem Antisemitismus, der Leugnung wie auch der Relativierung des Holocaust müssten wir uns mit aller Entschiedenheit entgegenstellen. Das sei mitunter nicht keine leichte Aufgabe und auch in Bad Soden-Salmünster und in der Region gebe es diese Tendenzen, wie leider überall sonst auch auf der Welt.

Durch das Engagement um die Organisatoren Tanja Steinbock, Felix Wiedergrün und Thomas Hummel vom Ensemble Feel-X werde nicht nur Geschichte unserer Heimat aufgearbeitet und an die Opfer der NS-Zeit erinnert. Brasch: "Es sei gerade das Erleben und das Erinnern mitten in unserer Stadt, mitten in unserem Alltag, welches uns immer wieder mahnen soll. Mahnen, wirklich „Nie wieder!“ etwas zuzulassen, dass die dunkelste Zeit unserer Geschichte geprägt hat."

Hoffnung für Freiheit, Menschenwürde und Demokratie

Der Bürgermeister freut sich auch über die rege Beteiligung der Henry-Harnischfeger-Schule und das Engagement der Klassen- wie Fachlehrer. Es stimme ihn optimistisch, dass unsere Kinder reflektieren, mit Rücksicht und Toleranz aufwachsen und nicht zulassen, was teils erneut aufkeimt. 

Nico Deeg von der jüdischen Gemeinde Hanau zeigte auf: Zuerst ist da Angst, dann Wut und Hass und am Ende folgt die Gewalt. So ist es gerade in diesen Zeiten wichtig, Perspektiven aufzuzeigen, die Angst nicht Überhand gewinnen zu lassen aus der so viel Schlechtes entstehen kann. Bleiben wir solidarisch, auch und insbesondere gegenüber den vielen Menschen, die vor Gewalt und Elend fliehen müssen und bei uns ein neues Zuhause suchen. 

Brasch zum Ende seines Instagram-Beitrags: "Aktionen, wie die Stolpersteinverlegung, das damit verbundene bürgerschaftliche Engagement und die vielen Menschen, die dies ermöglichen sind es, die Mut und Hoffnung machen sowie ein starkes Zeichen setzen, damit unsere Gesellschaft auch in Zukunft für Freiheit, Menschenwürde und Demokratie einstehen wird."

Das Gedenken gilt u.a. diesen von den Nazis ermordeten Juden: 

🕯Rosa Jakobi

Max Jakobi

Karoline "Lina" Dressel

Frieda Gundersheim

Ella Neuhaus

Levi Stern

Rida "Henny" Wolf 

Rosa "Gertrude" Stern

Leopold Neuhaus

Rosa Neuhaus

Martha Neuhaus

Fanny Bryks🕯 (tby)

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