Ein besonderer Waldgottesdienst: Hubertusmesse in Gundhelm

Montag, 07.11.2022
von WALTER DÖRR
SCHLÜCHTERN - Etwas verspätet, denn der Hubertustag ist am 3. November, hatte die Evangelische Kirchengemeinde Schlüchtern, zu der die Orte Schlüchtern, Ahlersbach, Niederzell, Elm, Ramholz, Gundhelm und Hutten gehören, am drittletzten Sonntag des Kirchenjahres zu einer Hubertusmesse eingeladen.
Ein besonderer Waldgottesdienst an der Jagdhütte von Karl-Adam Vey, die von altem Baumbestand umgeben versteckt auf der “alten Rück/Breite First“ an der Landesstraße L 3241 zwischen Gundhelm und Oberzell liegt. Die Hubertusmesse feierten neben zahlreichen Gemeindegliedern auch Jäger mit.
Ruhe herrschte – bis das Stromaggregat zu knattern begann, um Strom für die Würstchenwassererhitzung zu erzeugen -, die Temperatur ist mit fünf Grad angenehm, die aufgehende Sonne sucht sich ihren Weg durch die Kronen des Mischwaldes, die Lichtung, auf der der Gottesdienst wieder gefeiert wurde, war schon von der grellen Sonne erhellt. Gut ausgeschildert war der Weg dorthin und zahlreiche Gottesdienstbesucher strömten auf verschiedenen Zugangspfaden zur urigen Waldwiese.
Zur Erinnerung an den Heiligen Hubertus
Der Gottesdienst wurde zu Ehren Gottes und zur Erinnerung an den Heiligen Hubertus von Lüttich von Pfarrerin Annalena Failing gehalten. Die jagdmusikalische Begleitung erfolgte durch die Bläsergruppe des Kreisjagdvereins Schlüchtern unter Leitung von Alexander Jürgen Schmidt. Hubertusmessen haben beim Kreisjagdverein Schlüchtern Tradition. 1987 wirkten die Jagdhornbläser erstmals bei einer Hubertusmesse in der Stadtkirche Sankt Michael in Schlüchtern mit. In den Kirchen der Region und auch überregional oder im Freien finden alljährlich Messen statt. Hörnerklänge, wie man sie von Jagden her kennt, erschallten am Sonntagmorgen im Wald.
Wie
der Fürstengruß in „B“, der Hörnerklang in „B“, die Hegewald-Fanfare,
„auf Wiedersehen“ und „Le Chloches de Dampierre in „Es“. Die
Bläsergruppe des Kreisjagdvereins begleitete auch den Gesang der
Gläubigen, wie bei „Großer Gott wir loben Dich“ oder „Kein schöner
Land“. Hörnerklang der Jäger, aber diesmal gab es keine Strecke. Einen
Gottesdienst für Menschen, die auch teilweise ihre Jagdhunde mitgebracht
hatten, stellte Pfarrerin Annalena Failing zu Beginn fest. Der
Überlieferung nach sei Hubertus ein leidenschaftlicher Jäger gewesen,
der die Erlegung von Wildtieren zunächst als Selbstzweck sah und später
erkannte, dass alle Wesen Gottes Geschöpfe sind.
Was es mit der Waldgerechtigkeit auf sich hat
Die Grundhaltung der Achtung von den Geschöpfen sei als Waldgerechtigkeit in die Verhaltensgrundsätze der Jägerschaft eingegangen. In der Einladung zu dem Gottesdienst schrieb bereits Pfarrerin Failing, dass Hubertus bei der Jagd an einem Karfreitag im Geweih eines Hirschen der Gekreuzigte begegnet sei und dies zum Wendepunkt in seinem Leben wurde. Der wilde Jäger wurde zum Begründer der nachhaltigen und waldgerechten Jagd, die heutzutage für die Hege, Pflege und Erhaltung von Wildtieren sowie ihrer Lebensräume steht. Hubertus von Lüttich, Pfalzgraf von Burgund, lebte von 655 bis 727 und gilt als der Schutzheilige der Jäger, Hunde, Natur und Umwelt.
Die Ursprünge der Hubertusmessen liegen übrigens in Frankreich und Belgien. In Deutschland begann die Tradition erst in den 1950er Jahren. Mit einem präparierten Fuchs, Dachs und Biber sowie herbstlichen Blättern und Zweigen war der massive Sandsteinaltar waidlich dekoriert.
Ein Dank galt nach dem Gottesdienst Karl Adam Vey für die Bereitstellung der Wiese für die Hubertusmesse (durch einen Bänderriss ist er zurzeit sehr gehbehindert und verfolgte den Gottesdienst deshalb sitzend in seiner Jagdhütte) und den Helferinnen und Helfern, die beim anschließenden geselligen Beisammensein für das leibliche Wohl der Gäste sorgten.