"Erlebnispädagogik" mit Ingo Appelt: Aus Problemen Humor machen

Sonntag, 03.11.2019
von Joana Gibbe
WÄCHTERSBACH - Seit über 25 Jahren bringt Komiker Ingo Appelt seine Zuschauer zum Lachen und Reflektieren, denn in seinem Programm nimmt er sich den Problemen des Publikums an. Am Sonntag widmet er sich mit seinem neuen Programm „Der Staats-Trainer!“ in Wächtersbach wieder der Verunsicherung der Menschen.
Um was es dabei geht, ist „ganz unterschiedlich“, erklärt der 52-Jährige. „Humor ist erstmal das Abfragen ‚Wie geht es euch?‘, ‚Was ist das Problem?‘ und das kriegt man dann auch oftmals schon ins Gesicht geschrien und versucht eben aus dieser Wut, aus diesem Frust Humor zu machen – das ist im Übrigen unfassbar anstrengend“, schildert Appelt sein Vorgehen. Dabei bildet sein Programm einen bunten Mix aus „Männererziehung“ und „Desensibilisierungstherapie“, bei dem es dem gelernten Maschinenschlosser vor allem auch um die Interaktion mit dem Publikum geht.
Seinen „offiziellen Auftrag“ sieht Appelt darin, „die Menschen zu beruhigen, weil das Internet alle irre macht“. Ständig werde nur noch gejammert und alles schlecht geredet, kritisiert er. Auch beim Thema Politik gäbe es überhaupt keinen Humor mehr und alles werde nur noch viel zu ernst genommen. Um seine Zuschauer zu desensibilisieren, spricht er Dinge, wie Fremdenfeindlichkeit, direkt an, „über die man in der Politik eigentlich mehr drumherum redet“. „Aber das soll dann auch im Raum bleiben“, erklärt der Komiker und vergleicht das Vorgehen scherzhaft mit „Sadomaso-Sex“: „Das heißt, du gehst über den normalen Rahmen und eine bestimmte Grenze hinaus, es findet aber im abgesprochenen Raum statt. Das thematisiere ich und bespreche ich in der Show. Das ist Comedy und Kabarett, da gehören diese Themen hin. Draußen im Internet wird ja nicht reflektiert, sondern Panik geschoben und den Leuten Angst gemacht".
„Was kann ich tun, damit es dir besser geht?“ lautet der Leitsatz Ingo Appelts. Mit diesem „Dienstleisterdenken“ geht er auf die Bühne, in seine Beziehung und auch durchs Leben, erklärt der dreifache Vater und wünscht sich, „dass andere Menschen auch so handeln würden“. Nach seinen Auftritten gehen dann nicht nur seine Fans mit einem guten Gefühl aus der Show, auch ihm selbst gehe es danach immer besser. „Es macht das Leben lebenswerter, weil es auch etwas ist, was ich mit Menschen mache, das ist viel lebendiger als etwa ein Auftritt im TV“, freut sich der Berliner mit Blick auf seinen Auftritt in Wächtersbach.
Nach über 25 Jahren als hauptberuflicher Komiker hat Ingo Appelt schon einige Projekte begonnen und auch beendet. „Eine eigene politische Quizshow“ würde der 52-Jährige gerne noch angehen, „denn die Leute wissen teilweise gar nichts mehr über Politik“, oder auch „eine eigene Talkshow mit wechselndem Moderator und immer dem gleichen Gast: Mir“ scherzt Appelt weiter. Mit rund 150 Liveauftritten im Jahr ist der Familienvater aber auch so schon ganz gut ausgelastet, ohne jedoch Schwierigkeiten zu haben, Familienleben und Job unter einen Hut zu bekommen: „Es läuft sowohl beruflich als auch privat sehr gut“, erklärt er und resümiert „ich bin jetzt 13 Jahre lang mit meiner Frau zusammen – solange war ich noch nie mit einer Frau zusammen - und es funktioniert super, weil wir auch aus der gleichen Branche kommen“.
Am Sonntag können sich auch in Wächtersbach hunderte Zuschauer über ein Publikum nahes Programm von Ingo Appelt freuen, bei dem Probleme und Alltagsstress nicht beiseitegeschoben, sondern zusammen mit Humor bewältigt werden. +++