Rehkitzrettung vor der Mahd: "Zusammenarbeit ist überlebenswichtig"

Dienstag, 06.05.2025
GELNHAUSEN / MKK - Mit dem Beginn der Mähsaison stehen viele Jägerinnen und Jäger im Main-Kinzig-Kreis wieder im morgendlichen Einsatz für den Schutz von Wildtieren. Besonders die Rehkitze sind gefährdet: Sie drücken sich bei drohender Gefahr instinktiv an den Boden – ein Schutzmechanismus, der sie vor Fressfeinden schützt, jedoch bei der Wiesenmahd zur tödlichen Falle werden kann.
Dank des ehrenamtlichen Engagements vieler Jägerinnen und Jäger sowie dem Einsatz moderner Drohnentechnik mit Wärmebildkameras konnten bereits in den letzten Tagen zahlreiche Kitze vor dem Mähtod bewahrt werden. Die Zahl der zu sichernden Flächen steigt jedoch täglich – und mit ihr die Notwendigkeit einer funktionierenden Zusammenarbeit.
Rechtliche Verpflichtung für Landwirte
Gemäß § 17 des Tierschutzgesetzes ist es verboten, einem Wirbeltier ohne vernünftigen Grund erhebliche Schmerzen oder Leiden zuzufügen. Wer ohne geeignete Schutzmaßnahmen eine Wiese mäht, auf der sich Rehkitze befinden, riskiert daher nicht nur das Leben der Tiere, sondern handelt auch rechtswidrig. Ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz kann strafrechtliche Konsequenzen haben. Wer vorsätzlich oder grob fahrlässig handelt, muss mit Geldstrafen und in schweren Fällen sogar mit Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren rechnen. Die Sorgfaltspflicht liegt hier eindeutig beim Bewirtschafter der Fläche. Die frühzeitige Zusammenarbeit mit den Jagdausübungsberechtigten ist daher nicht nur sinnvoll, sondern rechtlich geboten.
Appell an die Landwirtschaft
"Jeder hat Verständnis dafür, dass das Mähen wetterabhängig ist und somit nicht langfristig planbar ist. Es kommt jedoch leider nach wie vor vor, dass um 11:00 Uhr Vormittags, bei 25 Grad Außentemperatur, Anrufe eingehen, dass um 12:00 Uhr gemäht werden soll. Wenn die Fläche bereits durch die Sonne aufgeheizt ist, stößt auch die moderne Wärmebildtechnik an ihre Grenzen. Abgesehen davon gehen die meisten Jägerinnen und Jäger auch noch einem Beruf nach", erklärt Maarten Fijnaut, 1. Vorsitzender des Kreisjagdvereins Gelnhausen.
Fijnaut bittet alle Landwirte eindringlich, frühzeitig – idealerweise ein bis zwei Tage im Voraus – den Kontakt mit dem zuständigen Jagdausübungsberechtigten zu suchen, damit eine effektive Rehkitzrettung überhaupt möglich sei. Selbst wenn der genaue Zeitpunkt der Mahd noch nicht feststehe, helfe eine grobe Vorabinformation bei der Planung und Organisation der Einsätze.
Wichtiger Hinweis an Spaziergänger und Erholungssuchende
Immer wieder erreichen den Verein Rückmeldungen von besorgten Bürgerinnen und Bürgern, die bei einem Spaziergang Rehkitze in Kisten entdecken: "Diese Beobachtungen sind kein Grund zur Sorge: Die Kitze werden während der Mahd kurzzeitig in luftigen Kisten gesichert, um zu verhindern, dass sie zurück in die gemähte Fläche laufen. Sobald der Mähvorgang abgeschlossen ist, werden die Tiere wieder freigelassen – meist dauert es nur wenige Minuten, bis die Ricke (Muttertier) zurückkommt, um ihr Junges abzuholen."
Daher der eindringliche Appell: "Bitte lassen Sie gesicherte Kitze unbedingt in Ruhe und entfernen Sie sich möglichst rasch vom Fundort! Der Kreisjagdverein Gelnhausen bedankt sich bei allen Unterstützern, Landwirten und Drohnenpiloten für ihr Engagement!" (red)