Der Stadtpfarrer bei KN

Impuls von Stefan Buß: Das Fest des Hl. Johannes des Täufers

Ich bin Stadtpfarrer Stefan Buß aus Fulda. - Foto: KN/Hendrik Urbin


Mittwoch, 25.06.2025
von STEFAN BUß

FULDA / MKK - Gestern wurde das Fest der Geburt des heiligen Johannes des Täufers gefeiert. Es ist eines der wenigen Feste im Kirchenjahr, an dem nicht der Todestag, sondern der Geburtstag eines Heiligen gefeiert wird – so wie bei Maria und Jesus selbst. Schon das allein zeigt: Johannes ist kein gewöhnlicher Heiliger. Er ist der Vorläufer, der Wegbereiter des Herrn.

Was aber macht Johannes so besonders, dass seine Geburt ein eigenes Hochfest verdient?

Im Evangelium hören wir, wie groß das Staunen über Johannes war: "Was wird wohl aus diesem Kind werden?" (Lk 1,66). Diese Frage stellt sich, weil schon seine Geburt von Wundern umgeben war – ein unfruchtbares Paar, Zacharias und Elisabeth, wird im hohen Alter Eltern. Der Vater verstummt bei der Ankündigung des Engels – und erst als er dem Kind den vom Engel bestimmten Namen „Johannes“ gibt, kann er wieder sprechen. Johannes ist also von Anfang an „ganz Gott geweiht“. Er lebt zurückgezogen in der Wüste, er verzichtet auf Annehmlichkeiten, er predigt Buße und Umkehr – und er weist mit aller Klarheit auf Christus hin: „Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.“

Was für ein Kontrast zu unserer Welt, in der so viele ihr Ego aufblasen, sich in den Mittelpunkt stellen, Aufmerksamkeit suchen. Johannes lebt radikal anders. Er lebt für eine Botschaft, nicht für sich selbst.

In der christlichen Kunst wird Johannes oft mit dem ausgestreckten Zeigefinger dargestellt – er zeigt auf Christus. Wunderbar deutlich wird dies im Isenheimer Altar von Matthias Grünewald. Er ist nicht selbst das Licht, sondern der, der auf das Licht hinweist.
Das ist vielleicht seine wichtigste Aufgabe – und auch seine größte Demut. Er hätte leicht für sich selbst Aufmerksamkeit bekommen können. Die Menschen strömten zu ihm, hielten ihn für den Messias. Aber er bleibt standhaft und sagt: „Nach mir kommt einer, dem ich nicht würdig bin, die Schuhe zu lösen.“

Das ist Aufgabe der Christen, das können auch sie tun  – und sollen: auf Christus hinweisen. In einer Welt, die oft planlos und orientierungslos scheint, braucht es Menschen, die den Blick lenken – nicht auf sich selbst, sondern auf das Licht der Welt, auf Jesus.
Johannes war kein bequemer Prophet. Er hat Herodes ins Gesicht gesagt, dass seine Lebensweise nicht recht ist – und das hat ihn das Leben gekostet. Johannes war bereit, für die Wahrheit zu sterben.

Wie sehr brauchen wir auch heute diesen Mut zur Wahrheit! Nicht als Rechthaberei, sondern als Dienst an Gott und den Menschen. Wahrheit ist kein Schwert, um zu verletzen – aber sie ist auch kein weiches Kissen, um Konflikten auszuweichen. Johannes hat uns gezeigt, dass echte Wahrheitstreue Opfer fordern kann – aber, dass sie auch frei macht.

„Was wird wohl aus diesem Kind werden?“ fragen die Leute bei der Geburt Johannes. Eine Frage, die auch jedem Menschen gilt – denn jeder ist von Gott gerufen, in dieser Welt ein Lichtträger zu sein. Nicht jeder ist ein Johannes der Täufer – aber jeder kann in seinem Leben etwas von diesem Geist leben: mit Klarheit, mit Mut, mit Demut und mit dem Ziel, Christus groß werden zu lassen.

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