Corona-Warn-App soll ab Dienstag Infektionsketten durchbrechen

Montag, 15.06.2020
von HANS-HUBERTUS BRAUNE
MAIN-KINZIG-KREIS - Die Corona-Warn-App wird offenbar am Dienstag freigeschaltet. Dass die App in dieser Woche an den Start gehen soll, bestätigte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Sonntagabend in der ARD. Den Dienstag dementierte Spahn nicht.
Die App soll vor allem Infektionsketten durchbrechen und die Verbreitung des Corona-Virus verringern. Ursprünglich sollte die Corona-Warn-App schon wesentlich früher freigeschaltet werden, doch vor allem Datenschützer äußerten Kritik. Diese Bedenken scheinen nun ausgeräumt, von den IT-Experten gab es laut übereinstimmenden Medienberichten Zustimmung für die vom Bund beauftragte App.
Auf ihrer Internetseite erklärt die Bundesregierung die Funktion der App, die auf freiwilliger Basis heruntergeladen werden.
Warum brauchen wir eine Corona-Warn-App?
Die App soll vor einer weiteren Ausbreitung von Covid-19 schützen, indem sie den "digitalen Handschlag" zweier Smartphones dokumentiert. Die App ermöglicht es, Kontaktpersonen besonders schnell zu informieren, wenn sich jemand mit dem Coronavirus infiziert hat. Denn: Besonders schnelle Information über eine potenzielle Ansteckung ist das aktuell beste Mittel, um das Corona-Virus einzudämmen. Die Bundesregierung plant diese App, weil sie dem Schutz und der Gesundheit der Gemeinschaft dient.
Wie wird die App funktionieren?
Die Corona-Warn-App soll mit der Technik Bluetooth-Low-Energy den Abstand zwischen Personen messen und ermöglichen, dass sich das Smartphone die Kontakte anonym merkt. Dafür tauschen die Geräte untereinander temporäre verschlüsselte Identitäten aus. Werden Nutzer der App positiv auf das Coronavirus getestet, können sie auf freiwilliger Basis ihre Kontakte durch die App informieren lassen. Dabei werden die verschlüsselten IDs des Infizierten allen Mobiltelefonen der App-Nutzer zur Verfügung gestellt. Die Geräte können daraufhin überprüfen, ob sie mit den übermittelten IDs in Kontakt waren. Im Falle einer Übereinstimmung wird der Nutzer über den kritischen Kontakt gewarnt.
Wie sicher ist eine solche App?
Die Bundesregierung verfolgt bei der Entwicklung der Corona-Warn-App einen Ansatz, der auf Freiwilligkeit beruht, datenschutzkonform ist und ein hohes Maß an IT-Sicherheit gewährleistet. Im Infektionsfall wird die entsprechende Nachricht anonym an die Kontaktperson verschickt.
Wer steht hinter der Corona-Warn-App?
Die Corona-Warn-App ist ein Projekt der Bundesregierung. Basierend auf einer dezentralen Softwarearchitektur, wird sie von den Unternehmen SAP und Telekom entwickelt. Die Fraunhofer-Gesellschaft und das Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit CISPA stehen bei der Entwicklung beratend zur Seite. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Anwendung ist die Interoperabilität. Das heißt, auch andere europäische Tracing-Apps sollen mit der deutschen Anwendung kompatibel sein. Die beiden Unternehmen Google und Apple stellen Bluetooth-Schnittstellen, sogenannte APIs, zur Verfügung. Diese Programmierschnittstelle bietet anderen Programmen die Möglichkeit zur Anbindung an das System. Um die notwendigen Anforderungen an Datenschutz und Datensicherheit zu gewährleisten, werden sowohl das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik als auch der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit von Beginn an eingebunden. Nach Fertigstellung durch die Telekom und die SAP wird die Corona-Warn-App durch das Robert Koch-Institut herausgegeben.
Warum sollte ich diese App nutzen?
Die Benutzung der App basiert ausschließlich auf Freiwilligkeit. Aber: Wenn jeder und jede Einzelne schnell über eine mögliche Infektion informiert wird, kann sie oder er schnell reagieren und sich und andere schützen. Die App hilft also, die eigene Familie, Freunde und das gesamte Umfeld zu schützen. Ohne diese technische Hilfe sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gesundheitsämter weiterhin nur auf das Gedächtnis und die Auskunftsbereitschaft von infizierten Menschen angewiesen. Das Problem: Es ist nicht leicht, zum Teil gar nicht möglich, sich an alle engen Kontakte zu erinnern. Ebenso schwer ist es, diese Kontaktpersonen zu informieren ohne Anschrift oder Telefonnummer. Das gilt insbesondere für Alltagssituation wie Einkaufen in einem kleinen Geschäft oder längeren Aufenthalten in Bus oder Bahn. Eine App beschleunigt diesen Prozess mit ihrer Technologie und macht ihn genauer. (Quelle: Bundesregierung) +++