Im Schutz der Dunkelheit: Atommüll-Transport ist nach Biblis gestartet

Dienstag, 03.11.2020
von MARIA FRANCO / STEFANIE HARTH
REGION - Die sechs Castor-Atommüllbehälter befinden sich seit Montagmorgen an der Nordsee und stehen unter kritischer Beobachtung - Kinzig-News berichtete bereits. Zuvor hatte das Spezial-Schiff aus Sellafield in Nordenham (Niedersachsen) angelegt. Nach und nach wurden die hochradioaktiven Castor-Behälter auf Zugwaggons verladen, am Dienstagmorgen sollten die letzten beiden folgen. Dies bestätigte ein Sprecher der Transportfirma gegenüber der Hessenschau.
Seit Dienstagmorgen Verladung der letzten beiden Castoren
Nach über 25 Stunden ist auch der sechste Castor vom Schiff und auf den Zug verladen. Nach der Messung der Radioaktivität, kann die Reise nach Südhessen zum Zwischenlager nach Biblis (Bergstraße) starten. Die genaue Abfahrtzeit des rund 100 Tonnen schweren Castoren-Transportes ist nicht bekannt. Auch die genauen Streckenverläufe stehen zum jetzigen Zeitpunkt nicht fest. Auf den möglichen Bahnstrecken ist mit Protestaktionen von Atomkraftgegner zu rechnen. Auch in Biblis laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren.
Wie das Bündnis "Castor stoppen" berichtet, haben seit etwa 13.20 Uhr offenbar die konkreten Rangierarbeiten für die Zusammenstellung des Castorzuges begonnen. Der Motorstart einer Diesellok sei deutlich zu hören gewesen. Zehn Minuten später habe die zweite Diesellok ihren Motor gestartet. Trotz laufender Motoren gebe es bei den Loks bisher noch keine Bewegung.
Das bedeutet, dass die Abfahrt des Zuges in den nächsten Stunden erfolgen könnte. Es gibt Gerüchte, dass der Start erst gegen Abend sein soll, damit der vergleichsweise langsame Zug den schnelleren, regulären Personenverkehr nicht behindert. Damit würde der Castorzug heute Nacht quer durch Deutschland rollen.
UPDATE 15 Uhr: Laut dem Bündnis "Castor stoppen" steht der Start des Atommüllzuges unmittelbar bevor. Polizeiboote würden eine Eisenbahnbrücke bei Elsfleth sichern - südlich Nordenhams auf der Strecke nach Hude. Auf dem uneinsichtigen Hafengelände stünden die Loks auf dem Gleis, welches zur einzigen Ausfahrt führe, bereit.
UPDATE 19.36 Uhr: Im Schutz der Dunkelheit ist der Castor-Transport - mit dem Ziel Biblis - gestartet. Mehr als 580 Bahnkilometer muss der Schienentransport zurücklegen. Läuft alles nach Plan, könnte der Zug nach rund zwölf Stunden Fahrt im Zwischenlager an der Bergstraße eintreffen – das wäre dann am frühen Mittwochmorgen. Mit einer Verspätung aufgrund von Störungen und Protesten ist jedoch zu rechnen. Der Castor-Transport wird von mehreren tausend Polizeibeamten geschützt.
UPDATE 21.15 Uhr: Die Bundespolizei hat - nach der abgeschlossenen Umladung im Hafen von Nordenham - die Einsatzleitung zur Sicherung und Überwachung des Schienentransportes von deutschen Wiederaufbereitungsabfällen nach Biblis übernommen. Mehrere tausend Bundespolizistinnen und Bundespolizisten schützen die über 500 Kilometer lange Bahnstrecke bis zum Zwischenlager in Biblis.
Neben dem Einsatz von Personal und Technik werden auch Diensthunde, Dienstpferde und Polizeihubschrauber der Bundespolizei zum Schutz und zur Überwachung des Transportzuges eingesetzt. Der sichere Transport hat dabei oberste Priorität. Bei der Transportstrecke von Nordenham ins hessische Biblis wird der Zug mehrere Bundesländer durchfahren und dabei von Einsatzkräften der jeweiligen Landespolizei und der Bundespolizei geschützt.
Zu genauen Streckenverläufen und dem Zeitplan werden aus einsatztaktischen Gründen keine Auskünfte erteilt. Die Bundespolizei warnt in diesem Zusammenhang eindringlich vor dem Betreten von Bahnanlagen und Gleisen. Die Gefahren werden zumeist unterschätzt. +++