Impulse von Stadtpfarrer Stefan Buß: Fest der Heiligen Familie

Sonntag, 27.12.2020
von STEFAN BUß
REGION - "Dann kehrte Jesus mit Maria und Josef nach Nazareth zurück und war ihnen gehorsam" (Lk. 2,51). Sieht so eine heilige Familie aus? Es herrscht eitel Harmonie zwischen dem braven Jesusknaben und seinen Eltern; er wächst gehorsam im Hause des Zimmermanns von Nazareth heran. So haben oder hatten es manche vielleicht als Bild im sogenannten "Nazarener Stil" über dem großelterlichen Bett hängen. Die Heilige Familie als leuchtendes Vorbild für die gefährdete christliche Familie war denn auch der Gedanke, ihr zu Ehren 1920 für die ganze Familie ein Fest einzuführen. So das dargestellte Idealbild der Hl. Familie - und unsere Familie?!
Bei allem Bemühen, so heilig und fromm ging's bei uns nicht zu. Es sind zwei Welten. In einer Familie wird manchmal gestritten. Da geht man sich auf die Nerven. Da gibt es Unklarheiten und Unverständnis, Meinungsverschiedenheiten und auch kleine Boshaftigkeiten. Die Hl. Familie: Jesus und Maria einträchtig beieinander - im Blick auf die ganze überlieferte Jesusgeschichte erscheint dieses einst geforderte Idealbild auch mehr Wunsch als Wirklichkeit zu sein. Jesus war nicht nur der gehorsame Sohn. Bis er zwölf Jahre alt war, hatten seine Eltern allerhand durchgemacht: Maria und Josef waren bei Jesu Geburt obdachlos. Sie mussten nach Ägypten fliehen und dann wieder neu anfangen in der alten Heimat. Und der 12-jährige Jesus zeigt Selbstständigkeit, er folgt nicht seinen Eltern, sondern geht seinen eigenen Weg. Und wie alle Evangelisten berichten, kommt es noch zu manchen Szenen, in denen Jesus vor allem seine Mutter vor den Kopf stößt: "Was willst du von mir, Frau?" (vgl. Jo.2,4), fragt Jesus seine Mutter, wie wir bei Johannes lesen können.
Aber was ist dann an dieser Familie so heilig? Um das zu entdecken, müssen wir mehr in die Bibel und weniger auf das Familienidyll im Nazarener Stil schauen. Heilig ist - beziehungsweise wird man nicht - indem man Gott eine Art Katalog vorlegt, der die eigenen Tugenden und guten Taten enthält, sodass Gott dem Ganzen dann den Stempel "heilig" gibt. Heilige sind Menschen, die sich für Gott öffneten, die nach ihm fragten, die sich von ihm in Auftrag nehmen ließen, die auf Gott horchten ihm gehorchten. Menschen, die sensibel wurden für Gottes Weisung und Weg. Die Hl. Familie ist keine idealisierte Ein-Kind-Familie. Es sind Menschen, bei denen Gott zu Hause war. Menschen, die in guten und in bösen Tagen festhielten an ihrem Vertrauen auf Gott und sicherlich auch immer wieder darum ringen mussten. Heilige sind Menschen, durch die Gottes Heil Hand und Fuß bekommt. Auch wir haben die Möglichkeit der Heiligkeit in unseren Familien heute, wenn wir voll Vertrauen auf Gott unseren Weg heute gehen. +++