GRÜNDAU

25 Jahre Schiedsrichter: Ingo Steinbring als „Alter Hase“ im Fußball

Seit 25 Jahren mit auf dem Platz: Ingo Steinbring feiert sein 25-jähriges Schiedsrichter Jubiläum - Foto: GNZ


Montag, 15.07.2019
von Gelnhäuser Neue Zeitung

GRÜNDAU - 25 Jahre, 1.000 gepfiffene Spiele und nur 81 Rote Karten – so lautet die beeindruckende Statistik des 52-jährigen Mittel-Gründauers. Über jede geleitete Partie führt er genauestens Buch. Als „alter Hase“ berichtet er nun von seiner Fußballkarriere, Pannen vor dem Spiel und wirbt für sein bedrohtes Hobby.   

  

Seine Sportkarriere begann er mit sieben Jahren, „relativ spät“, wie Steinbring findet. Außerdem gesteht er: „Ich spielte in der Abwehr, war aber nicht so gut“. In der Jugend der SKG Mittel-Gründau wurde er daher zumeist eingewechselt. Wegen einer Verletzung am Knie durfte er mit 19 Jahren kein Fußball mehr spielen und wurde operiert. Nach fünf Jahren Pause traute er sich wieder an den Ball, diesmal für den SV Selters Wippenbach. „Es herrschte eine super Kameradschaft, und ich wurde sofort aufgenommen“, erinnert sich der Zollbeamte. Zwar schnürte er seine Fußballschuhe in der B-Klasse Büdingen, wurde aber als Stammspieler eingesetzt. Allerdings verletzte er sich erneut. „Als Schiedsrichter muss man zwar auch laufen, aber den Ball nicht treten“, erklärt Steinbring seine Entscheidung, dem Fußball aus „Faszination an dem Sport“ treu zu bleiben.  

Dank seiner Leidenschaft pfiff der „Schiri“ bereits in Offenbach, Frankfurt, Hanau, Schlüchtern und in Bayern, wie er nicht ohne Stolz berichtet. Im Jahr 2001 bat Peter Werner als Sponsor der Mittel-Gründauer ihn, für die SKG zu  pfeifen. „Sie brauchten dringend Schiedsrichter“, erklärt Steinbring. Erst kürzlich wurde er für seine 1000 bestrittenen Partien als Referee geehrt. Aufgrund seines Alters dürfte der Routinier noch drei Jahre in der Kreisoberliga pfeifen, wurde jedoch „leider aus dieser Klasse   herausgenommen“, erwähnt er enttäuscht. Bei Hallenturnieren wurde der Referee jedoch aus eigenem Wunsch noch nie eingesetzt. „Fußball gehört für mich nach draußen“, betont Steinbring, der insgesamt 263 Kreisoberliga-Partien leitete und zweimal in der damaligen Bezirksoberliga zum Einsatz kam.  

Als eines seiner schönsten Fußballspiele blickt er auf eine Begegnung der Amateure des Bundesligisten Mainz 05 zurück. „Ich habe im Stadion gepfiffen und wurde nach dem Spiel zum Essen à la carte eingeladen“, meint er stolz. Auch an seine „Länderspiele“, das heißt Spiele mit Beteiligung einer ausländischen Mannschaft, denkt er gerne zurück. „In einem Spiel gab ich zwei Rote Karten und wurde beschimpft, ein Jahr später gewann das Team, und ich war ein gefeierter Mann“, bezieht er sich auf seine teils undankbare Rolle. Ein anderes Mal legte er seine gepackte Tasche vor der Abfahrt in sein Auto. „Dann sind wir allerdings mit dem Auto meiner Frau gefahren“, lacht er. Seine Klamotten, Schuhe und Ausrüstung lieh er sich schließlich aus.  

In seinen 25 Jahren als Unparteiischer blieb er jedoch ruhig und zückte nur 81 Mal Rot. Nicht nur aufgrund dieser Statistiken bezeichnet der Mittel-Gründauer sich als „großzügig“. „Da ich selbst Fußball gespielt habe, verstehe ich die Abwehrspieler besser“, führt er aus. Oftmals belasse er es bei einer mündlichen Verwarnung oder einer Gelben Karte. „Ich sage ihnen, dass ich will, dass sie mit mir nach 90 Minuten vom Platz gehen“, erklärt er. Nur bei einem „hinterlistigen Foul“, bei dem es „keine zwei Meinungen“ gebe, komme der Referee nicht um einen Platzverweis herum. Grundsätzlich macht er den Spielern deutlich: „Du kannst so gut Fußball spielen, du hast es gar nicht nötig zu foulen.“ Vor jedem Spiel informiert er sich zudem über die Tabellenkonstellation und beobachtet, ob die Partie als Derby oder Aufstiegskampf besonders „brisant“ ist.  

„Es gibt keine richtige Entscheidung“, führt der 52-Jährige weiter aus. Gewinne die eine Mannschaft, sei das andere Team meist unzufrieden mit der Leistung des Unparteiischen. „Ganz selten bekommt man gesagt ‚du warst gut‘“, meint er nicht ohne Enttäuschung. Eine Rückmeldung erhalte er zumeist   lediglich, wenn er sich danach erkundige. Daher würde sich der Schiedsrichter wünschen, mehr Feedback zu bekommen. Seinem Hobby wird er jedoch weiterhin treu bleiben und wird seine Buchführung von 1.000 Spielen in der nächsten Saison erweitern.+++