Bilderserie von Walter Dörr

Die Huttenburg derer von Hutten

Die Huttenburg - Fotos: Walter Dörr


Donnerstag, 26.08.2021
von WALTER DÖRR

HUTTEN - Die Huttenburg von Friedrich Karl Freiherr von Hutten zum Stolzenberg an der Ulrich-von-Hutten-Straße – mehr „Hutten“ geht kaum. Nur, wenn das Ganze noch in dem gleichnamigen Schlüchterner Stadtteil wäre, in dem es von 1137 eine Urkunde des Klosters Fulda mit einem Heinrich von Hutten als erstem bekannten Vorfahren der einflussreichen Adelsfamilien von Hutten gibt. Aber die sogenannte Niederungsburg (im Gegensatz zu den Höhenburgen, die auf natürlichen Bergen und Hügeln liegen) steht aus Mottgers kommend am Dorfeingang vom Sinntaler Ortsteil Altengronau. Und rund 225 Meter hoch über Normalnull (NN war von 1879 bis 1992 das Niveau der amtlich festgelegten Bezugshöhe für Deutschland).

 Seit wann es Altengronau – in früheren Jahren Gronau, Gruona oder Gronhaa bezeichnet – gibt, ist nicht genau zu sagen. Nach „Arnds Geschichte der Provinz Hanau“ soll Gruna schon zu Zeiten Karls des Großen bestanden haben. Urkundlich belegt ist im Jahr 907 ein Tausch von Gütern zwischen dem Kloster Echternach und dem Kloster Fulda. Von Fulda wurden demnach Perc (Berg) im Niddergau und Rotimpach (Rodenmacher) im Moselgau getauscht – von Echternach Fafenhusa (Pfaffenhausen), Phusetat (Fuchsstadt), Urdorf (Euerdorf), Gozesheimes (Gössenheim), Grohaa (Gronau), ad Prunings (Breunings), ad Wigbrahtes (Weiperz) und ad Kinzicha (Kinzig).

 In der Chronik und Festschrift zum 1225-jährigen Jubiläum von Altengronau, die der „Verkehrs- und Heimatverein Altengronau e. V. im Naturpark Spessart“ im Jahr 2005 herausgegeben hat, werden Bedenken über Deutungen von Urkunden geäußert, da es neben dem Sinntaler Gronau (Alten- und Neuengronau) noch ein Gronau an der fränkischen Saale gab. Der Ort Gronau ist im zehnten Jahr der Regierung Karls des Großen (780) von einen gewissen Hainradus dem Kloster Echternach geschenkt worden. Da Gronau in der in Latein verfassten Urkunde von 780 lagemäßig oberhalb „der Gaza“ (Flüsschen Jossa) liegend beschrieben wird, gehen die Altengronauer davon aus, dass ihr Ort die älteste Gemeinde im Altkreis Schlüchtern ist.

 Das Geschlecht derer von Hutten ist in Altengronau seit dem Jahr 1288 belegt. In einer Streitschrift aus dem Jahr 1517 des Dichters und Humanisten Ulrich von Hutten gegen den Herzog von Württemberg steht aber, dass sich sein Geschlecht seit 600 Jahren im Kriegsdienst und im Rate der Fürsten ausgezeichnet habe. 1980 hat Friedrich Karl Freiherr von Hutten zum Stolzenberg die denkmalgeschützte alte Huttenburg für einen symbolischen Kaufpreis von einer Mark von der Gemeinde Sinntal erworben und somit ist wieder ein von Hutten nach Altengronau zurückgekehrt. Der Historiker und Heimatforscher Dr. Georg-Wilhelm Hanna ist ein bedeutender Hutten-Kenner und klärt schon im Heimatkalender „Bergwinkel-Bote“ 1988 über das Adelsgeschlecht auf. Demnach soll schon ein Marschall des fuldischen Abtes Hadamar I., Heinrich von Hutten, an den Kämpfen gegen die Ungarn (913-934) teilgenommen haben. 

Ab dem 14. Jahrhundert gab es vier Hauptstämme: die Hutten-Steckelberger (Besitzungen in Vollmerz, Burg Steckelberg Ramholz), die Hutten-Gronauer (Altengronau), die Hutten-Stolzenberger (Bad Soden-Salmünster) und die Hutten zum vorderen Frankenberg (Arnstein). Alle hatten variierte Wappen mit zwei goldenen Schrägbalken auf rotem Grund. Frowin von Hutten von der Steckelberger Linie amtierte auf Burg Schwarzenfels. Sein Enkel Ulrich erwarb mit zahlreichen Gütern auch den Steckelberg. Die Gronauer Linie geht auf Ludwig von Hutten zurück, der bei Schlüchtern den Rotenberg zu Lehen hatte (1278). Seine Nachkommen mit Namen Ludwig von Hutten waren Amtmann in Steinau und in Schwarzenfels.

 Mit Johann Hartmann von Hutten erlosch 1704 die Gronauer Linie. Die Stolzenberger Linie wurde von Frowin von Hutten gegründet, sein Bruder Conrad von Hutten ist der Stammvater der fränkischen Linie. Die Huttenburg in Altengronau, ein stattlicher dreigeschossiger Bau mit meterdicken Mauern, wurde von Alexander von Hutten von 1548 bis 1552 als Renaissanceschloss erbaut. Früher umgab eine Wehrmauer mit zwei Eckrundtürmen das Areal. Gebaut wurde die sogenannte „alte Burg“ vermutlich mit Steinen aus einer zerstörten huttischen Wehranlage. Vier Burgen soll es in Altengronau gegeben haben. 

Im Wald auf dem Frauenberg (Burgwald bezeichnet) gibt es zwar keinen archäologischen Nachweis über den Standort einer ersten Burg, aber der Verkehrs- und Heimatverein Altengronau hat auf dem vermuteten Platz, der als „das alte Haus“ bekannt ist, einen Gedenkstein platziert mit der Inschrift: „Hier stand die Huttenburg – erbaut um 780“. Auch von einer zweiten Burg, die „nur“ in einer Urkunde des Zeitlofser Archivs aus dem Jahr 1506 steht, ist nichts zu sehen. Beschrieben wird als Standort „ein Acker bei dem alten Schloss“, eine Wiese, die als „auf dem alten Keller“ bezeichnet wird. Die dritte Burg, ein Wasserschloss, erbaute Eitel Sebastian von Hutten „im Tal unterhalb Altengronaus“. 

Das sogenannte „neue Haus“ gibt es noch – ist aber sehr heruntergekommen und einsturzgefährdet. Aber die von Alexander von Hutten 1548 bis 1552 gebaute Burg ist die „richtige“ Burg, die das Ortsbild von Altengronau prägt. 1648 wurden die Besitzungen derer von Hutten von Philipp Daniel von Hutten zu Sannerz an Amalie Elisabeth von Hanau-Münzenberg, Landgräfin von Hessen-Kassel, verkauft. Die Burgruine als Folge des Dreißigjährigen Krieges wurde fortan als Fruchtspeicher genutzt, zu dem die Untertanen ihren Zehnten liefern mussten. 1752 wurde die Burg wieder aufgebaut. 

Während dem Bau der Eisenbahnlinie Elm-Gemünden war in der Burg ein Lazarett für Eisenbahnarbeiter eingerichtet. 1875 kaufte die Gemeinde Altengronau die Burg und machte sie zu einem Schul- und Amtshaus. Bis 1960 lernten die Kinder darin lesen, schreiben und rechnen. 1983 bot die Gemeinde Sinntal das lange nicht genutzte und heruntergekommene Objekt dem heutigen Burgherrn Friedrich Karl von Hutten zum Stolzenberg zum Kauf an, der die Burg aufwendig sanierte.     

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