Im Einsatz für Barrierefreiheit

Hanau: "Lego-Oma" Rita Ebel erhält Bürgerplakette der Stadt

An ihrem Geburtstag mit der Hanauer Bürgerplakette geehrt: Rita Ebel, besser bekannt als Lego-Oma, mit Oberbürgermeister Claus Kaminsky und Bürgermeister Dr. Maximilian Bieri. - Foto: Stadt Hanau/Moritz Göbel


Dienstag, 11.07.2023

HANAU - Fast jeder kennt die bunten Rampen aus Legosteinen, die überall im Hanauer Stadtbild präsent sind.

Sie liegen vor Geschäften, die eine Stufe im Eingangsbereich haben, und erleichtern Menschen, die im Rollstuhl sitzen, einen Rollator nutzen oder auch einen Kinderwagen schieben, den Zugang. Gebaut wurden die auffälligen Rampen von Rita Ebel – auch bekannt als "Lego-Oma" – und ihrem Team von freiwilligen Helfern. Träger des Projekts "Lego Oma" ist seit Oktober 2021 die AWO, Stadtverband Hanau.

Für ihren außergewöhnlichen Einsatz für die Barriere-Freiheit in Hanau ehrte die Stadt Hanau Rita Ebel mit der Bürgerplakette. Oberbürgermeister Claus Kaminsky übergab die Plakette im Rahmen einer kleinen Feierstunde mit geladenen Gästen im Rathaus just am 66. Geburtstag der "Lego-Oma", die mit ihrem jugendlichen und energetischen Auftreten, so gar nicht dem gängigen Klischee einer "Oma" entspricht.

Aktives und verdienstvolles Wirken


„Die Stadt Hanau ehrt mit der Bürgerplakette Bürgerinnen und Bürger, die sich durch außergewöhnliches und vorbildliches Engagement in besonderem Maße für die Brüder-Grimm-Stadt und ihre Bürgerschaft einsetzen“, erläuterte Kaminsky, und fuhr fort: „Sie, liebe Frau Ebel, haben sich diese Auszeichnung durch Ihr überaus aktives und verdienstvolles Wirken redlich verdient!“

Rita Ebel, geboren 1957, ist seit einem Autounfall im Jahre 1994 querschnittsgelähmt. Die vormals sehr sportliche Frau und leidenschaftliche Tänzerin, nahm ihr Schicksal an und hat ihre Fröhlichkeit nicht verloren. 2019 wurde sie durch eine Fachzeitschrift für Querschnittsgelähmte inspiriert, in der eine Lego-Rampe abgebildet war. Sie setzte sich mit der Bielefelder Rampenbauerin in Verbindung und perfektionierte die Bauanleitung. Mehr als 100 Rampen hat Ebel – mit Unterstützung ihres Teams von Ehrenamtlichen – in den vergangenen vier Jahren angefertigt. Die ein- und zweispurigen Rampen liegen vor Läden, Cafés, Stadtbüros und Versicherungsagenturen. Hanau hat inzwischen 28 Rampen. Die Bauanleitung für die Rampen ließ Ebel in neun Sprachen übersetzen und hat sie inzwischen mehr als 800 mal in die ganze Welt verschickt.

"Inklusion funktioniert nicht ohne Barrierefreiheit"


Für Rita Ebel sei der Bau der Rampen eine Herzensangelegenheit, berichtete Kaminsky, denn „Inklusion funktioniert nicht ohne Barrierefreiheit. Denn wo Orte, Räume oder Kommunikationsmittel nicht barrierefrei sind, bleibt Teilhabe am kulturellen und politischen Leben, an der Arbeitswelt und in der Freizeit verwehrt“, sagte der Oberbürgermeister. „All das weiß Rita Ebel auch durch persönliche Erfahrung, die sie als Mensch im Rollstuhl machen musste“, so der OB. Durch ihre kreative Lösung mit den Lego-Rampen habe Ebel vielen Menschen in Hanau, Deutschland und darüber hinaus, die Teilhabe und den Zugang zu zahlreichen Angeboten ermöglicht.

Die von Ebel verwendeten Legosteine sind alle gespendet. Für eine Rampe werden in einer Arbeitszeit von circa 30 Stunden rund 16 bis 18 Kilogramm Legosteine verbaut, die sorgfältig miteinander verklebt werden, um Stabilität zu gewährleisten. Die Legorampen werden nach Fertigstellung an die Geschäfte verschenkt. „Dies alles leisten Rita Ebel und ihr inzwischen siebenköpfiges Team ehrenamtlich und unentgeltlich in ihrer Freizeit“, betonte Kaminsky.

Auch die Medien sind inzwischen auf die Rita Ebel und ihre Legorampen aufmerksam gewonnen: Zahlreiche deutsche Fernsehsender, Zeitschriften und Zeitungen berichteten und in über 50 Ländern erschienen Online-Reportagen über die Aktionen der "Lego-Oma". Außerdem ist Rita Ebel in dem von der UNESCO mit Unterstützung der Mahatma-Gandhi-Stiftung erschienenen Buch "Kindness Matters" unter 50 Personen aus aller Welt mit einem Bericht vertreten. Ihr Instagram-Auftritt hat inzwischen mehr als 10.000 Follower.

„Wir werden solange Rampen bauen wie wir Steine aus der Bevölkerung gespendet bekommen. Und der schöne Nebeneffekt ist, dass wir Menschen die sich bisher keine Gedanken über Barrierefreiheit gemacht haben, durch unsere bunten fröhlichen Hingucker für das Thema sensibilisieren“, sagte Ebel, die sich über die Auszeichnung durch die Bürgerplakette sehr freute. (red)

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