Reportage aus dem Spessart

Digitalisierung im Forst: Das sind die Chancen und Herausforderungen

Naturschutzbeamter Lukas Rippl (hier mit Hund Kuno) - Fotos: Moritz Pappert


Dienstag, 26.09.2023
von MORITZ PAPPERT

MAIN-KINZIG-KREIS - Die Digitalisierung ist längst in den verschiedensten Branchen angekommen. Auch im Forst gibt viele digitale Hilfsmittel, die die Arbeit im Wald erleichtern. Aber es gibt noch immer große Hürden. Naturschutzbeamter Lukas Rippl und Revierleiterin Manuela Gebhard zeigen, welche es gibt und wie die digitale Arbeit konkret aussieht. 

Es ist 10 Uhr morgens, als sich Naturschutzbeamter Lukas Rippl und Manuela Gebhardt, die Revierleiterin des Forstes von Steinau-Marjoß, auf einem kleinen Waldparkplatz treffen. Beide arbeiten für das Forstamt Jossgrund.  Rippl und Gebhardt wollen an diesem morgen Holz vermessen. Sie wollen zeigen, dass die Digitalisierung auch in der Forstbranche angekommen ist. 

An dem Sommertag im Juli ist es um diese Uhrzeit noch ziemlich kalt. Dichter Raureif liegt auf den Wiesen, die Vögel zwitschern im Wald. Gebhardt, eine stämmige Frau mit lauter Stimme, steigt aus ihrem Geländewagen aus und zeigt auf einen Holzhaufen. „Die Stämme, die gefällt wurden und auf großen Haufen liegen, nennen wir Polter“, sagt Gebhardt. Aus ihrem Wagen holt sie zwei Tablets heraus.

 „Wir messen die Fläche und die Menge der Stämme mit diesem Gerät und dem Programm namens LogStackPro“, sagt sie, währen sie auf dem Tablet herumtippt. „Früher mussten wir alle Stämme per Hand, mit einer sogenannten Kluppe, zählen. Mit Digitalkameras wurden Bilder zur Vermessung gemacht. Die Ergebnisse wurden auf vielen Speicherkarten festgehalten. Zum Glück sind diese Zeiten vorbei“, sagt Gebhardt erleichtert. 

Die Karte zeigt das Revier der Försterin
Die Karte zeigt das Revier der Försterin
Manuela Gebhardt kann mit ihrem Tablet Holzpolter vermessen
Manuela Gebhardt kann mit ihrem Tablet Holzpolter vermessen

Die Kamera ihres Tablets richtet sie auf die Stämme und geht langsam am Polter entlang. Danach werden ein paar Maße und Parameter eingegeben und schon kann sie die Menge des Holzes bestimmen. „Die Geräte sind geeicht, damit wir ein exaktes Maß für den Holzverkauf weitergeben können.“ Die 39 Forstämter in Hessen sind bei den Staatswäldern für den Holzverkauf zuständig. Für das Forstamt Jossgrund sind das 17.000 Hektar Staatswald. Jeder Revierleiter betreut rund 1.800 Hektar. 

Manuela Gebhardt geht zurück zu ihrem Geländewagen und breitet auf der Ladefläche eine bunte Karte, auf der verschiedene Abschnitte markiert sind, aus. „Das ist mein komplettes Revier. Hier sieht man genau, welche Baumarten wo wachsen, wo es Wiesenflächen gibt und wie die Abschnitte eingeteilt sind“. Die 58-Jährige ist bereits seit 1997 als Försterin tätig und liebt ihren Job. „Man arbeitet mit Bäumen, die man selbst nicht gepflanzt hat und darf sie einer Nutzung zuführen, das ist das tolle“, sagt Gebhardt mit funkelnden Augen. Nach der Poltervermessung muss sie weiter. Ein anderes Waldgebiet in ihrem Revier ist ihr Ziel. Nach einer kurzen Verabschiedung sitzt sie schon in ihrem Geländewagen und fährt davon. 

So wurden die Stämme früher vermessen
So wurden die Stämme früher vermessen

In der Realität zeigen sich die Grenzen der Digitalisierung 

Ihr Kollege Lukas Rippl ist seit 20 Jahren im Forst tätig. Rippl ist selten alleine unterwegs. Mit dabei hat er oft seinen Jagdhund Kuno. „Durch die Digitalisierung haben wir im Forst gute Hilfsmittel bekommen, die aber nicht den Mann oder die Frau vor Ort ersetzen. Auch das Netz ist im Wald oft viel zu schlecht. Während man in der Wüste Nevadas 4G hat, bin ich froh, wenn ich hier überhaupt mal Empfang habe“, sagt der 33-jährige. Und das zeigt sich auch schon bald. 

An einer Lichtung angekommen, will er auf seinem Handy die „Hilfe im Wald“-App vorstellen. Diese soll bei einem Notfall den Standort bestimmen und so die Retter schneller zum richtigen Ort leiten. Gerade für Forstarbeiter kann das lebensrettend sein. Doch die App funktioniert nicht. „Kein GPS-Empfang. Das spiegelt mal wieder die Realität wieder“, ärgert er sich. 

Seit wenigen Wochen gibt es außerdem ein digitales Naturschutzkataster in seinem Forstamt. Ripp öffnet eine andere App auf seinem Handy. „Das ist eine Art digitale Karte in der App, die sämtliche Besonderheiten des Waldes aufzeigt, die von uns eingepflegt werden“, sagt der 33-jährige. So werden beispielsweise Vogelnester, Biotope und Teiche dort eingetragen.“Turmfalken, Mäusebussard und Rotmilan leben hier alle ganz in der Nähe“, sagt Rippl stolz und blickt in den Wald hinein. „Früher haben wir das alles per Hand aufgeschrieben. Bald gehen aber viele Kollegen in Rente. Da macht es Sinn, dass wir diese Erfahrungswerte digital speichern können.“ 

Auf dem Rückweg zu seinem Auto sagt Rippl: „Unser Ziel als Förster ist es, dass wir mit der Natur arbeiten und etwas für den Naturschutz tun. Durch die Digitalisierung haben wir Hilfsmittel bekommen, die es uns einfacher machen und uns helfen, Fehler zu vermeiden.“

Die Holzpolter, die man überall im Wald findet
Die Holzpolter, die man überall im Wald findet

Hund Kuno ist immer mit dabei
Hund Kuno ist immer mit dabei

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