MAIN-KINZIG-KREIS

Der engagierte Landrat hinter dem „Kreis auf Erfolgskurs“ - Thorsten Stolz im Gespräch

Landrat Thorsten Stolz im Interview - Fotos: Carina Jirsch


Donnerstag, 19.12.2019
von Lena Eberhardt

MAIN-KINZIG-KREIS - Seit 2017 ist Thorsten Stolz Landrat des Main-Kinzig-Kreises, nachdem er sich im ersten Wahlgang gegen fünf Mitbewerber durchsetzen konnte. Gebürtig stammt er aus Gelnhausen und wohnt auch heute noch zusammen mit seiner Frau, den beiden Kindern und der Familienkatze in der Barbarossastadt. Die KINZIG.NEWS Redaktion hat den Landrat im Main-Kinzig Forum für ein Portrait besucht und über die aktuelle politische Lage im Kreis interviewt. 

Was gibt es zur Geschichte des Main-Kinzig-Kreises zu erzählen?

Die Geschichte des Main-Kinzig-Kreises ist eine deutlich kürzere, als die Historie von vielen Städten oder Gemeinden, die über Jahrhunderte hinweg gewachsen sind. Der Kreis ist ein Kind der Gebietsreform aus den 1970er Jahren. Damals gab es hessenweit Reformen, durch die Städte und Gemeinden verändert wurden und größere Einheiten gebildet wurden. 1974 ist der Kreis offiziell gegründet worden, aus den drei selbstständigen Landkreisen Hanau, Gelnhausen, Schlüchtern und der kreisfreien Stadt Hanau. Natürlich muss man sagen, dass wir hier in einer geschichtsträchtigen Region leben. So befindet sich beispielsweise der Main-Kinzig-Kreis auf der Gebietskulisse der alten Handelsstraße von Frankfurt nach Leipzig. Auch die Römer und Kelten waren hier.

Wodurch zeichnet sich der Kreis aus und wodurch unterscheidet er sich von anderen Kreisen?

Der Main-Kinzig-Kreis ist ein Spiegelbild Hessens. Alles, was es in Hessen gibt, gibt es auch in kleinerer Form komprimiert bei uns. Wir haben zum Teil sehr städtisch geprägte Strukturen mit Hanau, Maintal oder auch Gelnhausen. Gleichzeitig haben wir einen sehr ländlichen Raum. Vor allem im Bereich des Bergwinkels, des Spessarts, Flörsbachtal, Jossgrund und auch die Region im Vogelsberg mit den Gemeinden Brachttal und Birstein. Aber nicht nur geografisch, auch wirtschaftlich spiegeln wir Hessen wider. Der Main-Kinzig-Kreis ist dabei auch ein Landkreis der Gegensätze und das ist auch wirklich das Charmante am Kreis. Was uns jedoch von anderen Landkreisen unterscheidet, ist die Einwohnerzahl. Der Main-Kinzig-Kreis hat im Moment knapp 420.000 Einwohner, Tendenz steigend.

Welche Highlights gibt es hier?

Bei 29 Städten und Gemeinden ist es schwierig, sich einzelne Highlights herauszupicken, ohne eine Kommune zu vernachlässigen. Aus dem Blickwinkel von Familien ist die Ronneburg so ein Highlight. Die Burg ist sehr prägend für die Region und geschichtlich sehr interessant. Auch der Erlebnispark in Steinau, die Alte Fasanerie in Hanau, der Kurpark mit Saline in Bad Orb, die Spessart-Therme in Bad Soden-Salmünster und die Altstadt in Gelnhausen sind ebenfalls Glanzlichter hier im Landkreis.

Was sind Ihre persönlichen Lieblingsplätze im MKK?

Es gibt da so ein, zwei Plätze, die ich sehr gerne mag. Ein sehr schöner Platz ist vor den Toren Maintals an der Stadtgrenze zu Frankfurt hin. Dort können Sie von den Streuobstwiesen auf die Skyline schauen. Dort verläuft der Übergang vom Main-Kinzig-Kreis zum Stadtgebiet Frankfurt. Das ist für mich ein Symbol, dass der Main-Kinzig-Kreis fest in die Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main eingebettet ist. Im Gegensatz dazu ist das Natur- und Erlebnisbad in Sinntal-Altengronau ein Kleinod. Als gebürtiger Gelnhäuser und als ehemaliger Bürgermeister ist auch die Stadt Gelnhausen, vor allem der Altstadtbereich und der Halbmond am Stadtgarten, einer meiner Lieblingsplätze.

Wo wollen Sie mit dem MKK in Zukunft hin und welche Ziele gibt es?

Der Landkreis hat seit Jahren einen sehr guten Lauf und oberstes Ziel ist es, den Main-Kinzig-Kreis auf Erfolgskurs zu halten. Sowohl als Wirtschafts- als auch als Wohnstandort.

Wie geht es mit der Auskreisung Hanaus weiter? Welche Meinung vertreten Sie als Landrat zu diesem Thema?

Wenn es zu einer Auskreisung Hanaus aus dem Main-Kinzig-Kreis kommen sollte, bleibt hier ein Landkreis übrig, der am Ende auch weiterhin stark, gut aufgestellt und leistungsfähig ist. Auch wenn in dem Fall rund 100.000 Menschen mit Hanau statistisch den Main-Kinzig-Kreis verlassen, bleiben immer noch Strukturen übrig, die trotzdem ein großes Potenzial haben. Gerade in der Fläche des Kreises hatten wir in den letzten Jahren positive Entwicklungen in den Bereichen Firmenansiedlungen und Firmenerweiterungen. Diese haben weniger in Hanau stattgefunden, sondern vielmehr in der Fläche des Landkreises. Das sehen wir zurzeit finanziell in den Kassen. Vor zehn Jahren hatten wir noch die Situation, dass jeder zweite Euro aus der Gewerbesteuer in Hanau erwirtschaftet wurde. Mittlerweile hat sich das Bild gedreht, Hanau macht nun noch einen Anteil von knapp 30 Prozent bei der Gewerbesteuer aus. Das Gewerbe entlang der A66 hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt, sodass 70 Prozent der Einnahmen aus der Gewerbesteuer aus dem restlichen Kreis kommen. Ich bin mir sicher, dass sich der Main-Kinzig-Kreis auch ohne Hanau weiterhin gut entwickeln wird. Allerdings sehe ich keine sachliche Notwendigkeit, dass Hanau aus dem Kreis austritt. Das ist am Ende lediglich ein Wunsch der Hanauer. Dennoch akzeptiere und respektiere ich den Wunsch, der parteipolitisch über alle Fraktionen in Hanau hinweg getragen wird.

Die Stadt bewegt sich auf die 100.000 Einwohnermarke zu und sagt selbstbewusst und auch zurecht, die Dinge, die der Main-Kinzig-Kreis heute für uns erbringt, schaffen wir auch selbst. Schon heute hat Hanau einen Sonderstatus als Stadt. Zum Beispiel ist in Hanau nicht der Kreis, sondern die Stadt selbst Schulträger und verwaltet hier eigenständig.

Was ist die stärkste Industrie im Kreis?

Wir haben hier einen guten Mix. Immer noch stark vertreten sind das produzierende Gewerbe, Handel und Dienstleistung. Hier gibt es viele Unternehmen, die im Bereich Automobilzulieferer tätig sind. Unsere Exportquote liegt bei über 60 Prozent. In der wirtschaftlichen Entwicklung stehen wir hessenweit auf Platz drei. Auf Platz eins befindet sich Frankfurt und auf Platz zwei die Landeshauptstadt Wiesbaden. Neben großen Playern wie Engelbert Strauss sind wir durch viele mittelständische Unternehmen sehr breit aufgestellt.

Gibt es Pläne, dass sich weitere Firmen ansiedeln?

In den letzten zehn Jahren sind im Main-Kinzig-Kreis knapp 27.000 neue Arbeitsplätze durch Firmenerweiterung und -neuansiedlung entstanden. Aktuell haben wir ein kleines Luxusproblem. Wenn Sie mal bei den Städten und Gemeinden als Unternehmer vorstellig werden und 10.000 Quadratmeter Gewerbegrund erwerben möchten, wird es hier schon schwierig. Die Nachfrage ist zurzeit größer, als das Angebot. Aus diesem Grund weisen die Gemeinden neue Gewerbegebiete aus. Die derzeit größte Investition hat Engelbert Strauss mit dem Neubau in Schlüchtern getätigt. Da Regionen wie Frankfurt kaum mehr wachsen können, sowohl einwohnermäßig als auch in der Gewerbefläche, profitiert da der Main-Kinzig-Kreis. Vor allem durch die Zuzüge entlang der A66 wachsen die Kommunen.

Aus diesem Grund muss die Infrastruktur im Kreis verbessert werden. Geplant ist in den nächsten Jahren der Ausbau der Nordmainischen S-Bahn im Bereich Maintal/Hanau. Zudem wird auf der Bahnstrecke zwischen Frankfurt und Fulda, ab Gelnhausen in Richtung Hanau, ein drittes und viertes Gleis entstehen. Auch der Ausbau der Kinzigbahn von Gelnhausen hoch nach Fulda wird in Angriff genommen. Schule, Bildung, Sanierung und Digitalisierung sind weitere wichtige Themen, mit welchen sich der Kreis befasst. Zum Beispiel werden wir in 160 Gewerbegebiete Glasfaserkabel verlegen und das kostenlos direkt in die Unternehmen.

Was sind Ihre Interessen als Landrat?

Mich interessiert eigentlich alles, was in irgendeiner Form den Main-Kinzig-Kreis betrifft.

Welche Hobbies verfolgen Sie privat?

Ich gehe regelmäßig joggen. Ansonsten mache ich auch mal gerne was im Garten.

Was wollten Sie als Kind beruflich machen?

Ich wollte ursprünglich Medizin studieren.

Wie sind Sie Landrat geworden, welchen Werdegang haben Sie hinter sich?

Mein Abitur habe ich hier in Gelnhausen gemacht. Unter dem Gesichtspunkt, dass ich wirklich Medizin studieren wollte, habe ich auch die Fachrichtung Ernährung auf dem Beruflichen Gymnasium gewählt. Allerdings habe ich gemerkt, dass Medizin dann doch nichts für mich ist. Danach ging es für mich an die Verwaltungshochschule in Frankfurt für ein Studium mit den Schwerpunkten Verwaltungsrecht, Kommunalrecht und öffentliche Finanzen. 2003 habe ich an der FH meinen Diplom-Verwaltungswirt gemacht. Danach habe ich bei der Stadt Frankfurt am Main in der Finanzverwaltung gearbeitet. Im November 2006 bin ich zum Bürgermeister der Stadt Gelnhausen gewählt worden und habe im April 2007 das Amt angetreten. 2017 wurde ich zum Landrat des Main-Kinzig-Kreises gewählt.

Was sind Ihre Zukunftsvisionen für den MKK und für Sie als Privatperson?

Meine Vision ist, dass wir den Main-Kinzig-Kreis attraktiv, lebenswert und liebenswert halten und ihn weiterhin stärken als Wohn- und Wirtschaftsstandort. Ich denke, dass wir nicht nur den Fokus auf wirtschaftliche Aspekte legen sollten, sondern auch auf gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ich erhoffe mir, dass die Menschen, die hier leben, auch noch in 15 Jahren sagen können, dass sie gerne hier leben.

Wenn Sie sich eine Superkraft aussuchen könnten, welche würden Sie wählen und wieso?

Ich würde mir aussuchen, fliegen zu können.

Was halten Sie denn von unserem neuen Format „KINZIG.NEWS“, bzw. der Idee, dem MKK ein solches Format zu bieten?

Ihre Präsenz vor Ort ist mir sehr positiv aufgefallen. Innerhalb weniger Wochen und Monate haben Sie sich einen guten Namen gemacht und, was ein riesiger Vorteil ist, Sie informieren aktuell, lokal und objektiv. Man muss schon sagen, dass das eine interessante Ergänzung der Medienlandschaft darstellt. Hierbei halte ich es für einen großen Vorteil, wenn man nicht nur Pressemitteilungen übernimmt, sondern selbst Geschichten recherchiert. Auch aus Benutzersicht ist das ein unglaublich interessantes Konzept, da die Plattform kostenlos zu nutzen ist. Ich bin gespannt, wo die Reise hingeht und wünsche viel Erfolg! +++

Carina Jirsch
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