Breitband Main-Kinzig: Jahresinterview mit Simone Roth und Jannik Marquart
Sonntag, 29.12.2024
MAIN-KINZIG-KREIS - Die Breitband Main-Kinzig GmbH hat das dritte Jahr des Projektes „Einmal GIGABITte“ erfolgreich abgeschlossen: Mittlerweile sind schon für gut 7000 Gebäude in 19 Ortsteilen des Main-Kinzig-Kreises die Glasfaser-Anschlüsse bautechnisch fertiggestellt und an Vodafone zur Inbetriebnahme übergeben worden.
Welche Meilensteine die Breitband Main-Kinzig GmbH in diesem Jahr feiern durfte, welchen Herausforderungen sie sich stellen musste und wie es 2025 weitergeht, beantworten Geschäftsführerin Simone Roth und Aufsichtsratsvorsitzender Jannik Marquart im Jahresabschlussinterview.
2021 ist der Startschuss für das größte Infrastruktur-Projekt des Main-Kinzig-Kreises gefallen. Wie lautet die Zwischenbilanz beim Glasfaser-Ausbau, und wie zufrieden sind Sie mit dem bisher Erreichten?
Simone Roth: Ich bin sehr zufrieden mit dem, was wir bislang und besonders in diesem Jahr geleistet haben. Wir konnten circa 7000 Glasfaser-Anschlüsse fertigstellen und an Vodafone übergeben, weitere knapp 2500 folgen zum Jahresbeginn. Wir haben uns jeder Herausforderung gestellt und Probleme gelöst, die bei einem solch großen Infrastrukturprojekt anfallen. Dieses Jahr war für uns zusammenfassend ein großer Erfolg.
Jannik Marquart: Dem schließe ich mich an. Wir haben mit dem Glasfaser-Ausbau erhebliche Fortschritte gemacht. Ich habe großen Respekt vor der Leistung des gesamten Teams, das sich tagtäglich mit viel Herzblut und Leidenschaft dafür einsetzt, dass unser Kreis noch besser aufgestellt ist. Und deshalb überrascht es mich nicht, dass wir auch in anderen Bereichen mit der Breitband Main-Kinzig GmbH viel erreichen konnten.
Woran denken Sie?
Marquart: Unser ELER-Projekt konnten wir in diesem Jahr abschließen. 160 entlegene Höfe und Weiler können schon bald dank des Engagements des Kreises und der Breitband Main-Kinzig GmbH mit Gigabit-Geschwindigkeiten surfen. Für uns ist es außerdem ein ganz entscheidender Meilenstein, M-net als zweiten Anbieter für unser Glasfaser-Netz gewonnen zu haben. Wir sind froh, dass sich Vodafone und M-net geeinigt haben.
Ist in naher Zukunft mit weiteren Anbietern zu rechnen?
Roth: Es laufen Gespräche zwischen den Anbietern. Inwiefern diese ein ernsthaftes Interesse daran haben, Tarife über unser Glasfaser-Netz anzubieten, muss sich zeigen.
Wie sieht es mit den Kabelnetzgebieten aus? Sie setzen sich stark dafür ein, dass auch diese Bereiche einen Glasfaser-Anschluss bekommen. Warum liegt Ihnen dieses Thema am Herzen, und wie kommen Sie hier voran?
Roth: Wir sind der Überzeugung, dass Glasfaser die Zukunftstechnologie ist. Deshalb wünschen wir uns auch für diese Gebiete einen solchen Anschluss. Nach wie vor ist es so, dass die Breitband Main-Kinzig GmbH laut Förderrichtlinie in Kabelnetzgebieten nicht aktiv werden darf. Aktuell laufen aber Gespräche mit privaten Anbietern, die schon im nächsten Jahr einige ihrer Kabelgebiete mit Glasfaser überbauen möchten. Das ist ein Erfolg.
Marquart: Als kreiseigene Gesellschaft wollen wir unserem Anspruch gerecht werden, uns für alle Bürgerinnen und Bürger einzusetzen. Deshalb werden wir an diesem Thema dranbleiben, auch wenn die Kabelgebiete laut Förderrichtlinie als gut versorgt gelten.
Die Glasfaser-Branche ist kein einfaches Geschäft. Können Sie versprechen, dass die Breitband Main-Kinzig GmbH all die Kommunen ausbaut, die sie sich vorgenommen hat?
Roth: Ganz klar: ja. Unser Vorhaben wird mit Fördergeldern von Bund, Land und Kreis unterstützt. Jeder Akteur steht hinter dem Glasfaser-Ausbau und geht gerne auch die Extrameile, damit das Projekt ein voller Erfolg wird. Die Vorplanungen für alle Orte haben wir abgeschlossen, die Grobnetz- sowie die Budgetplanung sind vollständig erledigt. Viele Bürgerinnen und Bürger sind ungemein dankbar dafür, dass wir die Bereiche mit Glasfaser versorgen, die von privaten Anbietern nicht ausgebaut werden.
Marquart: Ein Projekt in dieser Größe umzusetzen, ist nicht einfach. Der Kreis, die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Bund und Land stehen geschlossen hinter der Breitband Main-Kinzig GmbH und setzen großes Vertrauen in unsere Arbeit. Nur so kann es gelingen. Und wir haben ja bereits einiges erreicht.
Mit welchen Herausforderungen hatte die Breitband Main-Kinzig in diesem Jahr zu kämpfen?
Roth: Es hat bis in den Mai hinein geregnet. Die Witterungsverhältnisse haben uns zurückgeworfen. Trotzdem gehen wir davon aus, bis 2027 die geplanten 35.000 Gebäude ausgebaut zu haben. Im kommenden Jahr sollen zu den 7.000 Anschlüssen, die wir bereits an Vodafone übergeben haben, weitere 8.000 dazu kommen.
In den bislang übergebenen 7000 Gebäuden können die meisten Menschen aber noch gar nicht mit Gigabit-Geschwindigkeiten surfen. Warum?
Roth: Der Ablauf ist folgendermaßen: Wenn wir den Anschluss fertiggestellt haben, muss Vodafone die Kunden administrieren und die Netze in Betrieb nehmen. Und da hatte das Unternehmen mit IT-Problemen zu kämpfen. Deshalb kam es zu Verzögerungen, die jetzt nach und nach abgearbeitet werden.
Kann das in Zukunft mit M-net anders werden?
Marquart: Ganz egal für welchen Anbieter sich jemand letztlich entscheidet: Die Breitband Main-Kinzig muss zuerst das Netz bauen, und Vodafone anschließend die Kunden administrieren und die Netze in Betrieb nehmen. Erst im dritten Schritt geht es um die Tarife. Selbst wer einen M-net-Tarif wählt, muss warten, bis wir das Netz gebaut und Vodafone es in Betrieb genommen hat, bevor er los surfen kann. Aber wir sind sehr guter Dinge, dass Vodafone bis Mitte nächsten Jahres die Aufträge abgearbeitet hat und sich die Verzögerungen dann erledigt haben.
Gerade erst haben Sie einen Förderbescheid für den Bau eines Mobilfunkmastes in Flörsbachtal-Mosborn bekommen. Wie sehen hier die Zukunftspläne aus?
Marquart: Es gilt ein ähnlicher Plan wie beim Glasfaser-Ausbau. Die Breitband Main-Kinzig GmbH wird im gesamten Kreis in unterversorgten Gebieten Mobilfunkmaste aufstellen, um den Empfang flächendeckend zu verbessern. Überall dort, wo kein privater Mobilfunkanbieter verpflichtet ist auszubauen, werden wir tätig. Unser Ziel ist es, im Jahr 2025 in Flörsbachtal-Mosborn mit dem Bau zu starten. Und dann arbeiten wir uns Schritt für Schritt durch den gesamten Kreis.
Was steht sonst im nächsten Jahr an?
Roth: Wir wollen im Frühjahr in den ersten Orten mit der Glasfaser-Nachverdichtung starten. Vereinzelt bekommen Menschen, die in bereits von uns erschlossenen Gebieten keinen Anschluss haben wollten oder mit ihrer Bestellung zu spät waren, die letzte Chance, sich noch einen kostenlosen Glasfaser-Anschluss zu sichern. Dies ist allerdings nicht in jedem Ort möglich, deshalb empfehle ich allen, sich den Anschluss so früh wie möglich zu sichern.
Marquart: Außerdem haben wir weitere Fördergelder akquirieren können. Mit insgesamt 3,5 Millionen Euro von Bund, Land und Kreis können wir im neuen Jahr in einzelnen Kommunen bestehende Lücken schließen und weitere Gebäude an das Glasfaser-Netz anschließen. Auch hier müssen wir uns natürlich strikt an Förderkriterien halten.
Was wünschen Sie sich für 2025?
Marquart: Dass es mit dieser Power weitergeht und wir im neuen Jahr die nächsten Meilensteine feiern können. Das, was das Team der Breitband Main-Kinzig GmbH sowie alle Partner und Tiefbauunternehmen leisten, verdient größten Respekt. Je länger ich Aufsichtsratsvorsitzender bin, desto beeindruckter bin ich von der Leistung. Apropos Respekt: Ich wünsche mir manchmal, dass unseren Tiefbauarbeitern mit mehr Wertschätzung auf den Baustellen begegnet wird.
Roth: Dem stimme ich zu. Die Tiefbauarbeiter stehen bei Wind und Wetter, in der Kälte, bei Regen oder Hitze auf den Baustellen, oftmals fern der Heimat, und sind letztendlich unsere wichtigsten Akteure. Ansonsten wünsche ich mir, dass alles so klappt, wie wir es uns vorgenommen haben. Ich freue mich auch sehr auf das nächste Jahr, mit all seinen Herausforderungen, die es sicherlich wieder mit sich bringen wird. (red)