Bürgermeister- und Gemeindeportrait: Bürgermeister Roland Weiß
Dienstag, 02.07.2019
von Joana Gibbe
BAD ORB - Die schöne Stadt Bad Orb besteht lediglich aus der Kernstadt, in der über 10.350 Einwohner leben. Bürgermeister der Kurstadt ist seit 2016 Roland Weiß (parteilos). Der gebürtige Nordhesse ist seit 28 Jahren verheiratet und hat keine Kinder. Im Juni feierte der Schlager- und Volksmusikfan seinen 62. Geburtstag.
Was gibt es zur Geschichte der Gemeinde zu erzählen?
Die Stadt Bad Orb ist fast 960 Jahre alt und hat eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Wir waren mal 40 Jahre bayrisch, davon hat die Stadt Bad Orb profitiert, denn König Ludwig der erste hat zu einer Spendenaktion aufgerufen und dadurch ist ein Krankenhaus hier entstanden. Es gibt deswegen heute noch die König Ludwig des Ersten Stiftung. Bad Orb war mal eine Köhlerstadt bedingt durch das Salzsieden. Wir hatten hier in Bad Orb elf Gradierwerke und durch das Salzsieden wurde hier eigene Holzkohle hergestellt. Wir hatten rundum Bad Orb über 100 Kohlenmeiler, da können Sie sich vorstellen, Bad Orb war früher eine Stadt im Nebel. Und jetzt durch die neueste Entwicklung, sind wir eine schöne, freundliche Stadt mit sehr guter Spessartluft und eigentlich beliebt bei Jung und Alt, nicht nur aus Bad Orb, sondern auch aus der näheren Umgebung.
Wodurch zeichnet sich die Gemeinde aus?
Die Gemeinde zeichnet sich heutzutage dadurch aus, dass wir sehr viel Wert auf Klimaschutz legen. Wir versuchen möglichst viel für den Klimaschutz zu tun, wir haben zum Beispiel unsere Straßenbeleuchtung komplett auf LED Beleuchtung umgestellt, dadurch sparen wir nicht nur 70 Prozent Stromkosten, wir sparen auch 184 Tonnen CO2 ein.
Wir veranstalten in diesem Jahr die zweite Klimaschutzwoche in Bad Orb, während dieser wollen wir den Bürgern und Besuchern die Möglichkeit geben, zu sehen, was wir als Stadt für den Klimaschutz tun, aber auch den Bürgern Anreize geben für private Projekte. Außerdem rüsten wir zum Beispiel auch das Rathaus um, auf eine Fotovoltaikanlage, damit wir das Rathaus komplett mit eigenem Strom versorgen können.
Welche Highlights gibt es hier? Was sind Ihre persönlichen Lieblingsplätze in der Gemeinde?
Wir haben in Bad Orb sehr viele Highlights, angefangen mit einer sehr schönen und sehenswerten Altstadt. Wir haben einen sehr schönen Salinenplatz, der Salinenplatz ist das Kommunikationszentrum von Bad Orb, da finden sehr viele Veranstaltungen statt und wir haben den Kurpark. Der Kurpark ist 175 Jahre alt und in dem Kurpark befindet sich auch noch das einzige erhaltene Gradierwerk, das sehr sehenswert ist und es ist das zweitbeliebteste Industriedenkmal in Hessen (gewählt vom HR im Jahr 2018). Wir haben den längsten Barfußpfad Deutschlands, mit einer Länge von 4,2 Kilometern und der wird betreut von unserer Kreisrealschule und dem Haus Noah.
Wir haben noch weitere Highlights, zum Beispiel haben wir einen Flowtrail im Wald, das ist eine Mountainbike-Strecke und wir haben rund um Bad Orb 300 Kilometer gute Wander- und Radwege. Mein persönlicher Lieblingsplatz ist der Salinenplatz, da finde ich immer Entspannung und habe Kontakt zu Leuten.
Wo wollen Sie mit der Gemeinde in Zukunft hin? Welche Ziele gibt es für die Gemeinde?
Wir haben hier in Bad Orb wenig Industrie und wir wollen den Tourismus- und Kurstandort weiterhin noch ausbauen. Wir sind zurzeit auf der Suche nach einem neuen Investor für den Neubau eines Hotels und sind da auch mit mehreren Gesprächen. Wir wollen keine Industriestadt werden, wir wollen wirklich eine Kur- und Tourismus-Stadt bleiben und da werden wir alles dran setzen, dass wir das auch erreichen und wir ein neues Hotel hier her bekommen, denn in diesem Jahr ist es 110 Jahre her, dass die Stadt den Titel „Bad“ bekommen hat und wir arbeiten natürlich auch daran, dass wir den Titel behalten.
Wir sind in das Bund- und Länderförderprogramm „Aktive Kernbereiche“ aufgenommen worden, dass bedeutet wir haben einen Rahmen von 14,6 Millionen Euro angemeldet und durch die Aufnahme in das Programm werden wir bezuschusst und damit wollen wir unsere Altstadt restaurieren. Außerdem wollen wir ein Mehrgenerationen-Haus bauen, was von Jugendlichen, Familien und Senioren genutzt werden soll. Denn es ist uns viel daran gelegen, dass auch zwischen den verschiedenen Generationen Kommunikation stattfindet.
Und natürlich wollen wir weiter für den Klimaschutz arbeiten, weil wir mal ein Zeichen setzen wollen, dass es auch anders geht, denn wir dürfen nicht nur an die älteren Generationen denken, sondern wir müssen auch an unsere nachfolgenden Generationen denken, denn wenn wir so weiter machen wie bisher, dann zerstören wir unser eigenes Lebensumfeld und das kann man nicht verantworten.
Was steht hier in nächster Zeit an?
Unsere Kerb am letzten Augustwochenende und viele, viele Veranstaltungen - eigentlich ist jedes Wochenende hier in Bad Orb was los.
Was sind Ihre Interessen als Bürgermeister/in und privat?
Als Bürgermeister sind meine Interessen, dass ich möglichst viel erreiche für Bad Orb, weil Bad Orb eine schöne Stadt ist, die ich erhalten und durch die Aktiven Kernbereiche auch etwas erneuern möchte. Das sind so meine Interessen als Bürgermeister und natürlich, dass wir weiterhin unsere Finanzen im Griff behalten. Wir haben seit drei Jahren einen ausgeglichenen Haushalt und das möchte ich auch so fortführen.
Privat bin ich ganz großer Fußballfan, Fan von Eintracht Frankfurt und natürlich von unserem FSV Bad Orb. Und wenn ich abends nach Hause komme, höre ich mir gerne Schlager- und Volksmusik an, um etwas abzuschalten und mich auf den nächsten Tag vorzubereiten.
Was wollten Sie als Kind beruflich machen?
Als Kind war mein berufliches Traumziel Lokführer und deswegen bin ich damals wahrscheinlich auch bei der Bahn gelandet und habe 43 Jahre und sechs Monate bei der Deutschen Bahn gearbeitet.
Wie sind Sie Bürgermeister geworden, welchen Werdegang haben Sie hinter sich?
Ich war wie gesagt lange bei der Bahn im Außendienst. Dann wurde hier die Stelle vakant und ich war Parteimitglied der CDU, da hat man sich aber nicht entschieden, ob man mich unterstützen will oder nicht und dann bin ich als parteiloser Bürgermeister angetreten und habe gegen die Amtsinhaberin im Jahr 2015 gewonnen und 2016 mein Amt angetreten. Und ich bin sehr gerne Bürgermeister in Bad Orb, weil die Menschen sehr aufgeschlossen sind und ich einen sehr guten Kontakt zu den Bürgern habe.
Was sind Ihre Zukunftsvisionen für die Gemeinde und für Sie als Privatperson?
Privat wünsche ich mir natürlich, dass ich weiterhin lange gesund bleibe und mein Amt ausführen kann, weil es mir sehr viel Spaß macht.
Und für die Gemeinde vorrangig das Programm der Aktiven Kernbereiche, dass wir das umsetzen und die Bevölkerung mitgezogen wird, auch mithilfe von Bürgerversammlungen, weil es uns wichtig ist, dass die Bürger sehen, es tut sich was und dass uns ihre Meinung wichtig ist.
Wenn Sie sich eine Superkraft aussuchen könnten, welche würden Sie wählen und wieso?
Ich würde keine Superkraft wählen. Ich würde zusehen, dass wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen und wir das durchsetzen und voranbringen, was wir uns vornehmen.
Was halten Sie denn von unserem neuen Format „Kinzig.News“?
Ich finde das gut, weil nicht nur Bürgerbeteiligung, sondern auch die Information der Bürger wichtig ist und dabei sind Medien ein ganz wichtiger Bestandteil, durch neutrale Berichterstattung über das, was wir unseren Besuchern hier im Main-Kinzig-Kreis und in Bad Orb bieten können. Und wir finden es gut, wenn sich etwas Neues entwickelt, um den Bürgern die schönen Seiten des Kreises rüber zu bringen. +++