Fraport-Konzern-Zwischenbericht: Passagierverkehr zieht im Sommer an

Dienstag, 03.08.2021
FRANKFURT AM MAIN - Die COVID-19-Pandemie hat das Geschäft des Flughafenbetreibers Fraport in den ersten sechs Monaten des Jahres erneut belastet. Nach einem schwachen ersten Quartal entwickelten sich die Verkehrszahlen im zweiten Quartal an allen Konzernflughäfen aber deutlich positiv. Gestützt von der steigenden Nachfrage, reduzierten Kosten und staatlichen Ausgleichszahlungen erzielte Fraport im ersten Halbjahr 2021 erstmals seit Beginn der COVID-19-Pandemie wieder ein positives Konzern-Ergebnis.
„Die Ausgleichszahlungen vom Bund und dem Land Hessen stärken unsere Eigenkapitalbasis und ermöglichen uns, weiterhin in den Ausbau unserer Infrastruktur und den Klimaschutz zu investieren. Zugleich haben wir die Kosten deutlich reduziert und schreiben operativ wieder schwarze Zahlen. Nicht zuletzt dank unserer weltweiten Präsenz sind wir sehr gut aufgestellt, um von der erwarteten Erholung des Reiseverkehrs zu profitieren“, erklärt Dr. Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG.
Passagierverkehr erholt sich deutlich
Im Juni erholten sich die Passagierzahlen am Flughafen Frankfurt mit
einem Plus von fast 200 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat auf rund
1,8 Millionen Passagiere. Diese Entwicklung setzte sich nach vorläufigen
Zahlen im Juli fort mit einem Zuwachs von rund 116 Prozent gegenüber
dem Vorjahresmonat auf etwa 2,8 Millionen Passagiere. An Spitzentagen
erreichen die Passagierzahlen aktuell bereits rund 50 Prozent des
Aufkommens aus dem Rekordjahr 2019.
„Operativ stellt uns der
deutliche Anstieg der Passagierzahlen in Frankfurt vor
Herausforderungen, weil sich die Verkehre stark auf einzelne
Tagesspitzen konzentrieren. Zusätzlich haben wir aufgrund der
Corona-Maßnahmen bei den Prozessen im Terminal und am Flieger einen
deutlich höheren Aufwand. Gemeinsam mit unseren Partnern verbessern wir
die Abläufe kontinuierlich und passen unsere Kapazitäten an den
jeweiligen Bedarf an“, ordnet Schulte die aktuelle Lage ein.
Trotz
des positiven Trends der vergangenen Wochen gingen die Passagierzahlen
in den ersten sechs Monaten gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 46,6
Prozent auf knapp 6,5 Millionen Fluggäste zurück, da sich die
COVID-19-Pandemie im Vorjahr erst ab Mitte März stark negativ auswirkte.
Verglichen mit dem bisherigen Höchstwert aus 2019 lag der Rückgang bei
minus 80,7 Prozent. Beim Cargo-Volumen erreichte Frankfurt mit knapp 1,2
Millionen Tonnen einen Zuwachs von 27,3 Prozent gegenüber dem ersten
Halbjahr 2020 (plus 9,0 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2019).
An den internationalen Konzern-Flughäfen legte der Passagierverkehr im
Juni ebenfalls deutlich zu, blieb auf Halbjahressicht aber überwiegend
deutlich unter den Vorjahreswerten.
Umsatz leicht rückläufig
Entsprechend
lag der Konzern-Umsatz im ersten Halbjahr mit 810,9 Millionen Euro um
10,9 Prozent unter dem Vorjahreswert. Bereinigt um Erlöse, die im
Zusammenhang mit Ausbauinvestitionen in den internationalen
Konzerngesellschaften standen (nach IFRIC 12), verringerte sich der
Umsatz um 8,9 Prozent auf 722,8 Millionen Euro. Der vom Bund und dem
Land Hessen gewährte Ausgleich für die im ersten Lockdown 2020 am
Flughafen Frankfurt entstandenen Vorhaltekosten wirkte sich positiv auf
die sonstigen Erträge aus. Der Betrag in Höhe von 159,8 Millionen Euro
verbesserte auch das Konzern-EBITDA entsprechend. Den Mittelzufluss
erwartet Fraport für das zweite Halbjahr 2021. Er wird sich dann positiv
auf die Liquidität sowie die Netto-Finanzschulden auswirken.
Darüber
hinaus hat das griechische Parlament einen Ausgleich für die im
vergangenen Jahr im Rahmen der COVID-19-Pandemie entstandenen operativen
Verluste beschlossen. In Abhängigkeit von der Passagierentwicklung
werden Fraport fixe Konzessionsgebühren erlassen, zudem setzt die
ebenfalls zu leistende variable Konzessionsgebühr erst später ein.
Hieraus ergab sich im ersten Halbjahr 2021 ein positiver Effekt auf die
sonstigen betrieblichen Erträge sowie das Konzern-EBITDA in Höhe von
69,7 Millionen Euro.
Zudem erhöhte die im ersten Quartal 2021
erfolgte Einigung mit der Bundespolizei über erbrachte
Luftsicherheitsleistungen der vergangenen Jahre den Umsatz und das
Konzern-EBITDA um 57,8 Millionen Euro.
Operativer Aufwand deutlich reduziert
Angesichts
des ansteigenden Verkehrsvolumens hat Fraport die Kurzarbeit am
Standort Frankfurt in den operativen Bereichen deutlich reduziert.
Vorübergehend nicht genutzte Bereiche der Infrastruktur wurden
weitgehend wieder in Betrieb genommen – so etwa das Terminal 2. Trotz
dieser Maßnahmen hat Fraport durch ein striktes Kostenmanagement den
operativen Aufwand am Standort Frankfurt im ersten Halbjahr 2021 um rund
18 Prozent reduziert. Bei den vollkonsolidierten internationalen
Konzern-Gesellschaften verringerte sich der operative Aufwand im
Berichtszeitraum um rund 17 Prozent.
Gestützt durch die genannten
Sondereffekte lag das Konzern-EBITDA mit 335,3 Millionen Euro um 312,7
Millionen Euro über dem Vorjahreswert (erstes Halbjahr 2020: 22,6
Millionen Euro). Auch ohne Berücksichtigung der Sondereffekte erzielte
Fraport damit operativ ein positives Ergebnis.
Das Konzern-EBIT
lag bei 116,1 Millionen Euro (erstes Halbjahr 2020: minus 210,2
Millionen Euro). Das Finanzergebnis lag mit minus 96,2 Millionen Euro in
etwa auf Vorjahresniveau (erstes Halbjahr 2020: minus 98,7 Millionen
Euro). Zwar verbesserte sich das Ergebnis aus at-Equity bewerteten
Unternehmen deutlich um 35 Millionen Euro, demgegenüber standen jedoch
um 37 Millionen Euro höhere Zinsaufwendungen angesichts gestiegener
Finanzschulden.
Das EBT lag bei 19,9 Millionen Euro (erstes
Halbjahr 2020: minus 308,9 Millionen Euro). Das Konzern-Ergebnis belief
sich auf 15,4 Millionen Euro.
Ausblick
Nach
Ablauf des ersten Halbjahres 2021 erwartet der Vorstand für den
Flughafen Frankfurt für das Gesamtjahr weiterhin ein Aufkommen von unter
20 bis 25 Millionen Fluggästen. Bei den internationalen
Konzernflughäfen wird weiterhin mit einer noch dynamischeren Erholung
als in Frankfurt gerechnet. Den Konzern-Umsatz erwartet der Vorstand
unverändert bei rund 2 Milliarden Euro.
Der Ausgleich für die entstandenen Vorhaltekosten in Höhe von rund 160 Millionen Euro war in der bisherigen Ergebnisprognose noch nicht berücksichtigt. Entsprechend erwartet der Vorstand für das Gesamtjahr 2021 nun ein Konzern-EBITDA von etwa 460 bis 610 Millionen Euro (bisherige Prognose laut Geschäftsbericht 2020: rund 300 bis 450 Millionen Euro). Auch das Konzern-EBIT wird hiervon beeinflusst und nun positiv erwartet (bisher: leicht negativ). Das Konzern-Ergebnis wird leicht negativ bis leicht positiv prognostiziert (bisher: negativ). (pm) +++