Sterbfritzer Secondhand-Laden "nochmal schön" jetzt noch schöner

Samstag, 18.02.2023
von WALTER DÖRR
SINNTAL - Seit März 2016 gibt es in Sterbfritz einen „Laden für das Nötigste“ unter der Trägerschaft der evangelischen Christusgemeinde in Sinntal und Marjoss, der Gemeinde Sinntal und des Vereins Mittelpunkt Generation Mensch, Freundeskreis zur Förderung der Gemeindepflegestation und der Seniorenbetreuung in der Gemeinde Sinntal.
Die Initiatoren nannten ihn „Zweimal schön“. Secondhand-Ware, gespendet von Bürgern für andere, weil sie sie nicht mehr brauchen, oder um Bedürftigen zu helfen, die sich keine teuren neuen Sachen leisten können. Durch eine große anhaltende Spendenbereitschaft kam all die Jahre immer wieder ein stattliches Sortiment zusammen, aus dem Passendes ausgesucht werden konnte.
"Jedermann ist willkommen"
Unter der Koordination von Beate Schmitz und der unentgeltlichen Mitarbeit freiwilliger Sinntaler Helferinnen und Helfer entstand im ehemaligen Knothe-Haus in der Brückenauer Straße in Sterbfritz ein „richtiges Geschäft“ – aber ohne Gewinnstreben. Und weil die Chefin eine Diplom-Designerin ist, stimmt auch die Optik und lässt so manches Profiunternehmen alt aussehen. Warum sollen gebrauchte Waren nur in unansehnlichen Autogaragen oder nicht genutzten und verkommenen Lagerhallen ausgegeben werden? Kunden sind auch nicht nur Flüchtlinge oder Asylbewerber, jedermann ist willkommen.
Nachhaltigkeit ist für die überwiegend Macherinnen eine Hauptmotivation und so gibt es so manches Schnäppchen. Zum Sortiment gehören gebrauchte Damen-, Herren- und Kinderkleidung, Haushaltsartikel, Geschirr, Dekoartikel, Bettbezüge, Schuhe, Taschen, Spielzeug, Umstandsmode, Babyausstattung, Spielsachen und vieles, vieles mehr. Kochtöpfe in allen Größen werden übrigens oft gesucht. Auch Fahrradsitze und Fahrradhelme für Kinder. Kleider, die gepflegt und frisch gewaschen sofort angezogen werden könnten, benötigen die Kunden.
Ein ansprechendes Geschäft
Wer spenden möchte, kann das
jeweils zu den Öffnungszeiten mittwochs von 17 bis 19 Uhr, donnerstags
von 10 bis 12 Uhr und freitags von 15 bis 17 Uhr vorbeibringen. Bei
ihrer segensreichen Arbeit erhielten die Helferinnen und Helfer Mitte
März 2019 einen Anruf von der Deutschen Kleiderstiftung. Wie sich
herausstellte, hatten die sich nämlich den Namen „zweimal-schön“ für
ihre Charity-Shops beim Deutschen Patent- und Markenamt als Marke
schützen lassen.
Und weil das Spangenberg-Sozial-Werk in Helmstedt
deutschlandweit unter diesem Namen Second-Hand-Läden betreibt, mussten
sich die Sterbfritzer in „nochmal schön“ umfirmieren. Aber das tat ihrem
Engagement keinen Abbruch. Als der Initiative „nochmal schön“ zum
Jahresende 2022 die all die Jahre zur Verfügung gestellten rund 200
Quadratmeter Geschäftsräume wegen Eigenbedarf gekündigt wurden, war man
wieder gefragt, wie es weitergehen kann. Es geht.
Jetzt viel größer und noch schöner
Im
Seemeweg 10, im ehemaligen Rewe-Getränkemarkt, konnte ein neuer
„nochmal schön“-Markt eingerichtet werden – mit 260 Quadratmetern
Ausstellungsfläche größer und schöner als zuvor. Aus rechtlicher Sicht
wurde der Förderverein „nochmal schön“ gegründet, dem die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Förderer und Unternehmer sowie die
langjährigen Partner evangelische Christusgemeinde in Sinntal und
Marjoss und die Gemeinde Sinntal angehören. Den Vorstand bilden als
Vorsitzende Beate Schmitz, Stellvertreterin ist Steffi Matthes,
Kassenwartin Kerstin Kehm und Beisitzerin Frauke Belz. Als Satzungszweck
hat der eingetragene und inzwischen gemeinnützig anerkannte Verein die
Förderung der Hilfe für politisch, rassistisch und religiös Verfolgte,
für Flüchtlinge und Kriegsopfer eingetragen.
Den Satzungszweck
verwirklicht man durch das Sammeln von Geldspenden, Hilfe bei der
Wohnungssuche, das Einsammeln und die Weitergabe von Sachspenden zur
(Erst-)Ausstattung, Unterstützung beim Einstieg in den „deutschen
Alltag“, Unterstützung bei Behördengängen, Fahrdienste zum Arzt,
Einkaufen und zu Behörden, Sprachkursvermittlung - und das Vermitteln
von Fahrrädern. Der Satzungszweck wird verwirklicht insbesondere durch
das Betreiben des „nochmal schön“-Ladens, in dem Sachspenden gesammelt,
teilweise aufbereitet und dann gegen geringe Beträge verkauft werden.
Nach der Beitragsordnung des Vereins bestimmen die Mitglieder ihren
Beitrag selbst. Er sollte nicht höher als 100 Euro betragen.
Auf Hilfe angewiesen
Spenden, mit denen man die Arbeit unterstützen möchte, sind natürlich in der Höhe nicht begrenzt. „Wenn Menschen neu bei uns in Sinntal ankommen – mit nur wenigen persönlichen Dingen und eigentlich alles brauchen, um im Alltag zurechtzukommen, dann freuen wir uns, dass wir all die Jahre ein fester Ansprechpartner geworden sind. Und nicht selten kommen die Geflüchteten schon am Tag ihrer Ankunft in Sinntal zu uns in den Laden, um sich mit dem Nötigsten auszustatten,“ beschreibt Beate Schmitz ihre Motivation. „Eine Anlaufstelle und eine Hilfe zu sein, ist unsere Herzensangelegenheit.“
Natürlich kann der Verein noch Mitstreiter und auch Sponsoren gebrauchen. Spenden an den gemeinnützig anerkannten eingetragenen Verein sind bei der Steuer anrechenbar. Mehr Infos findet Ihr hier.

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